Die lange Wartezeit am Rheinknie hat ein Ende: Beat Jans ist genau 50 Jahre nach dem Abgang von Hans-Peter Tschudi der nächste Bundesrat aus Basel-Stadt; insgesamt erst der dritte Bundesrat aus dem Kanton. Ein Basler lehnte das Amt einst sogar ab, weil er nicht nach Bern wollte.
Diese Basler wurden vor Beat Jans in die Landesregierung gewählt – ein historischer Rückblick.
Johann Jakob Stehlin (1855) – Wahl abgelehnt
Der moderne Schweizer Bundesstaat war am 11. Juli 1855 erst wenige Jahre alt, als Johann Jakob Stehlin aus Basel-Stadt zum Bundesrat gewählt wurde. Der 52-jährige Nationalrat der Liberalen Partei der Schweiz erhielt im vierten Wahlgang 83 Stimmen – das reichte damals in der noch kleineren Vereinigten Bundesversammlung zur Wahl in den Bundesrat. Stehlin war im Rat nicht anwesend, als die Entscheidung auf ihn fiel. Er schlug die Wahl aus.
Seine Familienverhältnisse liessen es nicht zu, seinen Wohnsitz von Basel in die Hauptstadt nach Bern zu verlegen. Sein ältester Sohn hatte soeben erst sein eigenes Architekturbüro in Basel übernommen. Zudem zweifelte er an seinem eigenen Können. Stehlin schrieb: «Für das Amt bedarf es nicht nur einer tief in der Brust wurzelnden Liebe zum Vaterlande und seinen Institutionen, sondern auch einer Summe staatsmännischen Wissens und Könnens. Ich bin mir nur der ersteren in vollem Masse bewusst, so fühle ich dagegen nicht minder lebhaft meine Unzulänglichkeit in Bezug auf das letztere Requisit.»
Drei Jahre später wurde Stehlin Bürgermeister der Stadt Basel. Er blieb 15 Jahre lang im Amt.
Auch diese vier Bundesräte haben einst die Wahl ausgeschlagen
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Bild 1 von 4. 1875 lehnte Louis Ruchonnet (VD/Liberale) die Wahl in den Bundesrat ab. 1881 wurde er schliesslich ein weiteres Mal in den Bundesrat gewählt und nahm die Wahl diesmal an. Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 4. 1875, als Louis Ruchonnot die Wahl ablehnte, wurde Charles Estoppey (VD/Liberale) gewählt. Doch auch er schlug die Wahl aus. Bildquelle: admin.ch.
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Bild 3 von 4. Karl Hoffmann (SG/Liberale) wurde von der Bundesversammlung 1881 in den Bundesrat gewählt. Doch er nahm die Wahl aus familiären Gründen nicht an und verzichtete zugunsten von Louis Ruchonnet. Bildquelle: admin.ch.
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Bild 4 von 4. Francis Matthey SP/NE lehnte 1993 seine Wahl ab, um einer Frau das Bundesratsamt zu ermöglichen. Matthey war anstelle der von seiner Partei nominierten Christiane Brunner gewählt worden. Schliesslich wurde die Genferin Ruth Dreifuss als erste SP-Vertreterin in den Bundesrat gewählt. Bildquelle: Keystone/ALESSANDRO DELLA VALLE.
Ernst Brenner (1897 – 1911)
Der erste richtige Bundesrat aus Basel-Stadt war schliesslich 42 Jahre später der Freisinnige Ernst Brenner. 1897 trat er sein Amt an. Unter dem «Donner der Geschütze» und der «Begeisterung des ganzen Volkes» wurde Brenner in Basel als neuer Bundesrat begrüsst. Männerchöre und Turndarbietungen durften zu jener Zeit auch nicht fehlen.
Brenner hatte als Justizminister entscheidenden Anteil an der Einführung des Zivilgesetzbuches. Er starb 1911 im Amt.
Hans-Peter Tschudi (1959 – 1973)
Erst 1959 wurde der nächste und – bis zur Wahl von Jans – letzte Basler Bundesrat vereidigt: Hans-Peter Tschudi. Die Euphorie in Basel kannte keine Grenzen mehr. Die Stadt liess sogar die Schulen schliessen, um den Kindern die Teilnahme an der Feier zur Ankunft des frischgebackenen Bundesrates zu ermöglichen. Dieser wurde beim Triumphmarsch durch Basel von Elefanten aus dem Zolli begleitet.
Tschudi war 1959 bei der Bundesratswahl nicht auf dem offiziellen Ticket der SP, wurde aber dem Schaffhauser Nationalrat Walther Bringolf vorgezogen, weil er als gemässigter galt. Tschudi wird oft als «Vater der AHV» bezeichnet. Er trat Ende 1973 vom Amt zurück.