- Die SP schickt den Baselstädter Regierungspräsidenten Beat Jans und den Bündner Nationalrat Jon Pult in die Bundesratswahlen am 13. Dezember.
- Die Fraktion schlägt sie als mögliche Nachfolger von Alain Berset vor, wie die Partei in Bern mitteilte.
- Beide hätten der Fraktion aufzeigen können, wie sie die Schweiz sozialer gestalten und das Land in die Zukunft bringen wollten, so SP-Fraktionspräsidentin Samira Marti vor den Medien in Bern.
- Es brauchte 18 Wahlgänge, bis das männliche Zweierticket feststand.
Seit rund drei Jahren ist Beat Jans (Jahrgang 1964) Regierungspräsident von Basel-Stadt. Nun könnte der ehemalige Nationalrat und Vizepräsident der SP Schweiz seine Politkarriere mit einem Sitz in der Landesregierung krönen.
Es ist eine Mischung aus Unglaube und grossem Respekt, die mich gefühlsmässig packt.
«Ich hätte nie in meinem Leben geglaubt, dass ich irgendwann einmal Bundesratskandidat werde», sagte Jans an der Medienkonferenz im Bundeshaus. Er stamme aus einfachen Verhältnissen. «Es ist eine Mischung aus Unglaube und grossem Respekt, die mich gefühlsmässig packt.»
In der Landesregierung möchte er als Brückenbauer agieren. Jans will zeigen, dass der Bundesrat und auch er «als Städter» mehrheitsfähige Lösungen schaffen können, die für Stadt und Land stimmen würden.
Der dreisprachige Bündner SP-Nationalrat Jon Pult (Jahrgang 1984) möchte als Bundesrat ebenfalls den Zusammenhalt der Schweiz stärken. Als eine der grössten Herausforderungen sieht er die Reform des Gesundheitswesens sowie die Klima- und die Europapolitik.
Meine Hauptmotivation ist es, die Vielfalt in unserem Land zu stärken.
An der Medienkonferenz zeigt sich Pult geehrt über das Vertrauen der Fraktion. «Die Frage in Bezug auf meine Erfahrung ist legitim», so Pult. Seiner Meinung nach sei er allerdings bereit für die Aufgaben in der Landesregierung.
«Meine Hauptmotivation ist es, die Vielfalt in unserem Land zu stärken», so Pult. «Daraus will ich einen neuen Zusammenhalt für das ganze Land schaffen.»
Es sei ein fairer und interessanter Wahlkampf gewesen, sagte Co-Präsidentin Mattea Meyer am Samstag vor den Medien. Die nächsten Jahre würden herausfordernd angesichts einer FDP und SVP-Mehrheit im Bundesrat, die auch willens sei, ihre Macht auszuspielen.
Deshalb brauche es neben SP-Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider eine starke Stimme im Bundesrat, um die soziale Schweiz voranzubringen. Sowohl Pult als auch Jans könnten diese Stimme sein, sagte Meyer.
Bereits am Freitag hatten die Vertreterinnen und Vertreter der SP in National- und Ständerat beschlossen, mit einem Zweierticket zur Ersatzwahl um die Nachfolge Bersets anzutreten. Wer es nicht auf das Ticket schaffte, dürfte nur geringe Chancen haben, in der Landesregierung Einsitz zu nehmen.
Alain Bersets Karriere im Bundesrat – die besten Bilder
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Bild 1 von 15Legende: Der langjährige Bundesrat und aktuelle Bundespräsident, Alain Berset, scheidet per Ende 2023 aus seinem Amt aus. KEYSTONE/Peter Klaunzer
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Bild 2 von 15Legende: Er wurde von der Vereinigten Bundesversammlung im Dezember 2011 als einer der beiden offiziellen SP-Kandidaten und als Nachfolger der zurücktretenden SP-Bundesrätin Micheline Calmy-Rey gewählt. KEYSTONE/Marcel Bieri
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Bild 3 von 15Legende: Nachdem er im zweiten Wahlgang mit 126 Stimmen – das absolute Mehr war bei 123 – gewählt wurde, erklärt er seine Annahme der Wahl. KEYSTONE/Peter Klaunzer
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Bild 4 von 15Legende: Der neuformierte Bundesrat ab Januar 2012 (von links): Doris Leuthard, Eveline Widmer-Schlumpf, Ueli Maurer, Didier Burkhalter, Simonetta Sommaruga, Johann Schneider-Ammann, Alain Berset und Bundeskanzlerin Corina Casanova. KEYSTONE/Peter Klaunzer
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Bild 5 von 15Legende: Am 9. Dezember 2015 wird Berset als Bundesrat wiedergewählt. Neu mit dabei ist Guy Parmelin. Er wurde als Nachfolger der zurückgetretenen Eveline Widmer-Schlumpf gewählt. Keystone/Philipp Zinniker
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Bild 6 von 15Legende: Umgarnt von Medienschaffenden: Am 6. Dezember 2017 wurde der EDI-Vorsteher – übrigens leitete er seit jeher dieses Amt – erstmals zum Bundespräsidenten gewählt. KEYSTONE/Peter Klaunzer
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Bild 7 von 15Legende: Ein Bild, das um die Welt ging: Alain Berset bereitet auf einem New Yorker Trottoir seine Rede vor der UNO-Vollversammlung vor. (2018) KEYSTONE/Peter Klaunze
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Bild 8 von 15Legende: Er besuchte während seiner Amtszeit auch ein Flüchtlingslager der Rohingya in Bangladesch. (2018) KEYSTONE/Peter Klaunzer
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Bild 9 von 15Legende: Wohl ein unvergesslicher Moment: Berset schüttelt Ex-US-Präsident und Präsidentschaftskandidat für die Wahlen 2024, Donald Trump, die Hand. (2018) KEYSTONE/Peter Klaunzer
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Bild 10 von 15Legende: Offenbar hat er sich auch als Naturfreund unter Beweis gestellt. (2018) KEYSTONE/Peter Klaunzer
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Bild 11 von 15Legende: 16. März 2020: An einer der wohl berühmtesten Medienkonferenzen des Bundesrates erklärte der Gesundheitsminister zusammen mit der damaligen Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga den Shutdown. KEYSTONE/Anthony Anex
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Bild 12 von 15Legende: Während dieser Zeit beeinflusste Berset die Coronapolitik der Schweiz massgeblich. KEYSTONE/Marcel Bieri
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Bild 13 von 15Legende: Pilot Berset sorgte aber auch für den einen oder anderen Skandal. So löste er im Sommer 2022 bei einem Privatflug den Einsatz der französischen Luftpolizei aus. KEYSTONE/Peter Schneider
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Bild 14 von 15Legende: Jüngst sorgten auch Indiskretionen seines ehemaligen Kommunikationschefs, Peter Lauener, für viele Schlagzeilen. Lauener soll dem Ringier-Verlagshaus vertrauliche Informationen zur Coronapolitik des Bundesrates zugespielt haben. KEYSTONE/Alessandro della Valle
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Bild 15 von 15Legende: Im vergangenen Juni traf er in Moldau den ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski, hier im Bild. Am 25. November reiste Alain Berset dann auch nach Kiew. KEYSTONE/Peter Klaunzer
Zwar ist die vereinigte Bundesversammlung rein rechtlich gesehen frei in ihrem Wahlentscheid – und nicht an die Nominationen der jeweiligen Fraktion gebunden. Seit der Abwahl Christoph Blochers aus dem Bundesrat und der Wahl Eveline Widmer-Schlumpfs im Jahr 2007 wurde aber niemand mehr gegen den Willen der eigenen Partei in die Landesregierung gewählt.
Fünf Männer, eine Frau
Um die Nachfolge Bersets hatten sich sechs Kandidierende beworben. Vier von ihnen sind Männer aus der Deutschschweiz: der Berner Nationalrat Matthias Aebischer, sein Bündner Ratskollege Jon Pult, der Baselstädter Regierungspräsident Beat Jans sowie der Zürcher Ständerat Daniel Jositsch.
Als einzige Frau hatte die Berner Regierungsrätin und frühere Nationalrätin Evi Allemann Interesse an dem frei werdenden Bundesratssitz angemeldet. Einziger Bewerber aus der Romandie war der Waadtländer Nationalrat Roger Nordmann.