Bundesratswahlen sind stets gut für eine Überraschung – insbesondere, wenn man zurzeit der Berichterstattung folgt. Da werden zum Beispiel Gerhard Pfister von der Mitte oder Daniel Jositsch von der SP als Sprengkandidaten gehandelt. Ausserdem wird gemutmasst, wer nach den ersten Hearings zwischen Beat Jans und Jon Pult die Nase vorn hat. Der Leiter der TV-Bundeshausredaktion von SRF erläutert die wichtigsten Fragen für die kommenden Wahlen.
Wie ist Ihre Einschätzung zu den Bundesratswahlen in einer Woche?
Es könnte spannend werden. Die Ausgangslage ist ziemlich offen. Hier in Bundesbern werden die unterschiedlichsten Szenarien herumgeboten, die eben nicht nur die Nachfolge von Alain Berset betreffen, sondern auch den Sitz von Aussenminister Ignazio Cassis. Das zeigt vor allem eines: Es ist eine neue Dynamik im Spiel. Es scheint wieder mehr möglich zu sein als vor einem Jahr – aber auch vor vier Jahren.
Wer hat an den Hearings die besseren Antworten geliefert?
Gestern mussten die beiden Kandidaten bei den Bauern antraben und da scheint Beat Jans tatsächlich deutlich besser abgeschnitten zu haben. Obwohl es ja vor kurzer Zeit noch hiess, dass Beat Jans für die Bauern absolut unwählbar sei. Über die heutigen Hearings bei GLP, SVP, FDP und Grünen kann man eigentlich gar nichts sagen, weil ausser allgemeinen Aussagen nichts kommuniziert wurde. Das heisst, sie wollen sich nicht festlegen auf einen Kandidaten. Oder sie wollen es nicht kommunizieren. Immerhin hat die SVP klargemacht, dass sie bei einem Putsch gegen Cassis nicht mitmacht. Die Fraktion schreibt, sie unterstütze die Wiederwahl der bisherigen Bundesrätinnen und Bundesräte.
Gibt es schon einen Favoriten?
Im Moment hat Beat Jans die Nase vorn, aufgrund seiner Regierungserfahrung und grösseren Lebenserfahrung. Bis am 13. Dezember kann aber noch sehr viel passieren.