Bekommt Basel-Stadt mit Beat Jans nach 50 Jahren wieder einen Bundesrat? Das sei wichtig, findet Jans. Er würde für ein Rahmenabkommen mit der EU Druck machen, auch bei den Gewerkschaften. Der gelernte Landwirt und studierte Naturwissenschaftler will aber auch den Bauern Hand bieten.
SRF: Herr Jans, warum haben Sie sich für eine Lehre als Landwirt entschieden?
Beat Jans: Ich war als junger Bursche voller Energie, wollte nicht mehr die Schulbank drücken. Ich lernte arbeiten, damals gab es noch die 66-Stunden-Woche für Lehrlinge in der Landwirtschaft. Aber ich fand auch meinen Zugang zur Natur, das hat mich mein Leben lang begleitet.
Ausgerechnet die Bauern könnten bei der Wahl zum Bundesrat im Parlament zu Ihrer Achillesferse werden. Sie waren lange in der Geschäftsleitung von Pro Natura, Sie haben nicht die Interessen des Bauernverbandes vertreten. Wie wollen Sie die Bauern am Montag im Hearing überzeugen?
Ich will Brücken bauen, mir sind die Landwirte sehr wichtig. Die ökologischen Probleme sollen Schritt für Schritt gelöst werden. Mein Angebot ist, dass wir es zusammen machen, damit es für die Landwirtschaft stimmt. Die Bauern müssen ihr Einkommen sichern können, es sollen faire Preise bezahlt werden und angemessene Subventionen.
Meine Augen sind tatsächlich blau, aber ich habe in meiner Karriere gelernt, realistisch zu sein und hart zu verhandeln.
Im Moment wird in der Session darüber diskutiert, ob und wann der Anteil der ökologischen Ausgleichsflächen erhöht werden soll. Was ist Ihre Antwort darauf?
Ich würde die Türe öffnen und sagen, dass wir nochmals darüber diskutieren können: Wie kommen wir zum Ziel, damit wir die wunderbare Vielfalt der Schmetterlinge und Vögel erhalten können? Ich bin offen für die Diskussion. Denn ich will die Bauern ja nicht zu Sachen zwingen, die ihnen grosse Probleme bereiten. Mir geht es darum, zusammen eine langfristige Perspektive zu erarbeiten.
Sie würden sich im Bundesrat für ein Rahmenabkommen mit der EU einsetzen. Auch aufgrund Ihrer Erfahrungen als Regierungspräsident von Basel-Stadt, einer Grenzregion. Da gibt es auch Widerstand von links. Würden Sie Druck auf die Gewerkschaften machen, Hand zu einem Kompromiss zu bieten punkto Lohnschutz?
Der Lohnschutz ist für alle wichtig. Auch für die Arbeitgebenden. Das Wichtigste ist, dass die Sozialpartner zusammen eine Lösung finden. Bis jetzt haben sie es nicht geschafft. Ich würde mich dafür einsetzen, dass der Bundesrat da Vorgaben macht: Setzt euch hin und sucht eine Lösung, sonst übernehmen wir das! Ich würde da gerne etwas Druck machen. Ich bin sehr enttäuscht, dass die Sozialpartner nicht weitergekommen sind.
Welche der folgenden Beschreibungen treffen auf Sie zu?
«Strahlemann»: Schön, dass man mich so nennt. «Blauäugig»: Meine Augen sind tatsächlich blau, aber ich habe in meiner Karriere gelernt, realistisch zu sein und hart zu verhandeln. «Feminist»: Stimmt, ich bin der Überzeugung, dass eine Welt, in der alle die gleichen Chancen haben, eine bessere Welt ist. «Aktivist»: Immer unterwegs, immer am Draht, ich engagiere mich seit 25 Jahren politisch aus Überzeugung und habe Freude. «Introvertiert»: Ja, das stimmt tatsächlich. Wenn ich in einer Gruppe von Menschen bin, dann höre ich lieber zu. Aber ich bin sehr gerne in einer Gruppe.
Das Gespräch führte Karoline Arn.