Das hat die EFK unter die Lupe genommen: Die eidgenössische Finanzkontrolle (EFK) hat untersucht, wie der Bund mit problematischen Stoffen umgeht. Konkret untersuchte sie den Umgang mit Asbest, Radium, Quecksilber, PCB, Dioxinen und PFAS. Im Umgang mit altbekannten Stoffen wie Asbest und Radium hat der Bund bereits Erfahrung. Dagegen sind andere Stoffe, wie etwa PFAS, erst in den letzten Jahren vermehrt in den Fokus geraten. Die EFK hat daher auch geprüft, ob der Bund aus den Erfahrungen der Vergangenheit gelernt hat.
Das hat die EFK festgestellt: Die EFK kritisiert, dass ein solcher Lernprozess zu wenig stattgefunden habe. Das Monitoring problematischer Stoffe sei zudem unzureichend. So habe der Bund keinen Überblick darüber, wo welche Stoffe in welcher Konzentration in Böden, Wasser und Gebäuden vorkommen. Die Finanzkontrolle empfiehlt dem Bund, Beobachtungsstrukturen aufzubauen. Zudem kritisiert die Finanzkontrolle, dass bei allen Stoffen für die Sanierung letztlich grösstenteils die Allgemeinheit aufkommen müsse. Es gelinge nicht, die Kosten auf die Hersteller und Verursacher abzuwälzen.
Das sagen die betroffenen Bundesämter: In einer Stellungnahme schreiben die betroffenen Bundesämter, dass sie die Empfehlungen nun prüfen und angesichts ihrer knappen Ressourcen priorisieren. Zur Empfehlung des Beobachtungssystems merkt das Bundesamt für Umwelt an, dass ein solches System mit einem hohen Bedarf an personellen und finanziellen Ressourcen einhergehe. Zudem sollte die Problematik dieser Stoffe möglichst früh erkannt und nicht erst, wenn sie in der Umwelt nachgewiesen werden.
Deswegen sind die Stoffe problematisch: Die untersuchten Stoffe sind gesundheitsschädigend, das heisst, meist krebserregend, erbgutschädigend oder fortpflanzungsgefährdend. Bei einigen ist die Problematik schon länger bekannt. In der Öffentlichkeit noch weniger bekannt sind die Gefahren, die von Stoffen der Gruppe PFAS ausgehen. Sie sind fett- und wasserabweisend sowie hitzeresistent – und damit etwa für die Verwendung in Regenjacken, Lebensmittelverpackungen oder Bratpfannen geeignet. Einige dieser PFAS-Stoffe sind gesundheitsschädigend. Geraten sie in die Umwelt, nimmt sie der Mensch über Nahrungsmittel und Trinkwasser auf. Sie sind extrem stabil und bauen sich in der Umwelt nicht ab, somit reichern sie sich in Böden und Gewässern zunehmend an.
Man muss versuchen herauszufinden, wo sich Hotspots solcher PFAS befinden, und zumindest dort Böden und Wasser sanieren.
Das sagt die Wissenschaft: Die Problematik von solchen Chemikalien werde insgesamt unterschätzt – nicht unbedingt von den Behörden, aber von der Öffentlichkeit, sagt Martin Scheringer, Umweltchemie-Professor an der ETH Zürich. Er beschäftigt sich insbesondere mit der Stoffgruppe PFAS. «Man muss versuchen herauszufinden, wo sich Hotspots solcher PFAS befinden, und zumindest dort Böden und Wasser sanieren», sagt Martin Scheringer. Herauszufinden, welche PFAS genau giftig sind, sei viel zu aufwendig. Daher spricht sich Martin Scheringer dafür aus, die gesamte Stoffgruppe der PFAS zu regulieren und die Anwendung nur in wenigen Ausnahmefällen zu erlauben. Auch die europäische Chemikalienagentur strebt ein umfassendes Verbot von PFAS an.