Es war ein Schock für die betroffenen Bauern im Kanton St. Gallen: Im Fleisch ihrer Tiere haben die Behörden zu hohe PFAS-Werte gemessen. Es folgte ein Verkaufsverbot. Betroffen sind fünf Bauernbetriebe in sechs Gemeinden.
Die überhöhten Werte wurden zuerst im Boden der betroffenen Gemeinden festgestellt. Als Grund vermuten die Behörden Klärschlamm, mit dem die Felder bis 2006 gedüngt wurden.
Nicht nur in St. Gallen?
Und wie sieht es in anderen Kantonen aus? Zurzeit werden im ganzen Land Tests durchgeführt. Dies, nachdem der Bund Anfang Jahr Grenzwerte für die PFAS-Stoffe in Fleisch, Fisch und Eiern publiziert hat. Nach einer mehrmonatigen Übergangsfrist gelten diese seit dem 1. August. Der Kanton St. Gallen ist der erste Kanton, der Ergebnisse präsentiert. Weitere werden wohl folgen.
Und: Bei Fleisch, Fisch und Eiern wird es wohl nicht bleiben: Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit (BLV) prüft, ob die Grenzwerte für PFAS auf weitere Lebensmittel ausgeweitet werden müssen. «Zusammen mit den Kantonen sammeln wir Belastungen weiteren Lebensmittelgruppen», sagt Michael Beer, BLV-Vizedirektor. «Sobald wir diese Daten haben, werden wir weitere Massnahmen, wie beispielsweise Höchstwerte festlegen.» Dabei werde man sich an der EU orientieren.
PFAS-Stoffe sind überall – auch im Mensch
Für Konsumentinnen und Konsumenten sieht das BLV derzeit keine akute Gesundheitsgefahr. Aber: «Bei den langfristigen Folgen gibt es noch viele Fragezeichen. Deshalb muss man die Aufnahme der PFAS-Stoffe möglichst reduzieren», so Beer. Beim Trinkwasser wisse man hingegen, dass die Qualität gut ist. «Eine nationale Kampagne hat 2023 gezeigt, dass bei keiner Probe ein Höchstwert überschritten wurde.»
Grundsätzlich kommen die PFAS-Stoffe überall vor – im Wasser, im Boden, in Lebensmitteln und auch in uns Menschen, schreibt das Bundesamt für Umwelt (BAFU). Seit den 1940er Jahren werden sie in der Industrie eingesetzt, weil sie etwa wasser- und fettabweisend sind. Daher stecken sie in vielen alltäglichen Gegenständen wie Regenjacken, beschichteten Bratpfannen oder Lebensmittelverpackungen.
Diese offenen Anwendungen sind das Schlechteste, was man mit einem solchen Stoff machen kann, weil er dann freigesetzt wird und nie wieder verschwindet.
Die PFAS-Stoffe seien sehr stabil und können nicht abgebaut werden, erklärt Martin Scheringer, Umweltchemiker der ETH Zürich. «Deshalb sind sie ein grosses Problem, weil sie sich anreichern». Nicht nur in der Umwelt, sondern auch in uns Menschen.» Gebe es eine zu hohe Konzentration im menschlichen Körper, könne sie alle möglichen Schäden anrichten.
So könnten sie Leber, Nieren sowie die Schilddrüsen schädigen, Krebs fördern, die Spermienzahl verringern und die Immunantwort nach Impfungen schwächen. «Diese Effekte treten aber erst auf, wenn die Stoffe über längere Zeit aufgenommen werden», erklärt Scheringer.
Problem an der Quelle lösen
Der Umweltchemiker kritisiert, dass die Stoffe immer noch zu oft in offenen Anwendungen, wie Kartonbehältern eingesetzt werden. «Diese offenen Anwendungen sind das Schlechteste, was man mit einem solchen Stoff machen kann, weil er dann freigesetzt wird und nie wieder verschwindet.»
Scheringer weist darauf hin, dass in der EU derzeit ein sogenannter Beschränkungsvorschlag diskutiert werde, mit dem Ziel, die PFAS-Stoffe als ganze Gruppe aus möglichst vielen Anwendungen zu entfernen. «Das Problem muss an der Quelle angepackt werden», so der Umweltchemiker.