Skateboarden in der Kirche, Klettern oder Partys feiern – immer wieder werden leerstehende Kirchen umgenutzt. In Hägendorf SO allerdings wird die Christkatholische Kirche bald abgerissen.
Es sollen Wohnungen statt ein Gotteshaus im Dorf stehen. Die Christuskirche hat Risse, eine Renovation scheint aber finanziell unmöglich. Wie konnte es so weit kommen?
Die Christuskirche gefalle ihm gut, sagt Gemeindepräsident Andreas Heller: «Wenn ich an der Kirche vorbeigehe, passt sie sehr schön in die Landschaft. Sie gehört dorthin und ist als Gebäude identitätsstiftend.»
Die Kirche steht am Dorfrand, umsäumt von Wiesen und Einfamilienhäusern. Innen drin sei sie ein sehr sakraler Bau, findet der Gemeindepräsident. Er bedauert, dass der Abriss der Christuskirche bevorsteht.
Grosse Risse nach Hitzesommer
Allerdings können die Einwohnenden die Kirche seit Längerem nicht mehr besuchen. Sie ist mit Gittern abgesperrt. Die Kirche ist baufällig und hat Risse, sagt Monique Rudolf von Rohr, Präsidentin der zuständigen Kirchgemeinde.
«Die Kirche ist einem sehr schlechten Zustand. Man sieht durch die breiten Risse nach draussen, Material fällt von der Decke. Der Zustand ist traurig und schlimm.»
Das Problem: Der Boden unter der Kirche hat sich abgesenkt. Vermutet wird, dass sich der Grundwasserspiegel im Hitzesommer 2003 gesenkt hat. Die kleinen Haarrisse im Gebäude vergrösserten sich danach stark. Ein Sommer mit Folgen also.
Die Christuskirche Hägendorf hat durchaus ihre goldenen Zeiten erlebt. Aber diese sind längst vorbei. Eine Sanierung sei aus finanziellen Gründen nicht möglich, sagt die Präsidentin der Kirchgemeinde weiter. «Das könnten wir niemals stemmen», sagt Monique Rudolf von Rohr.
Die Kirchgemeinde hat nur 400 Mitglieder und schreibt seit Jahren Verluste.
Freude damals, Sorgen heute
1913 wurde die christkatholische Kirchgemeinde Hägendorf gegründet; erste Messen fanden im Schulhaus statt. Die Kirchgemeinde musste nämlich noch 20 Jahre auf eine eigene Kirche warten. Diese wurde 1938 eingeweiht.
Die Christkatholische Kirche geht auf eine Abspaltung von der römisch-katholischen Kirche zurück. Damals waren die Christkatholiken für Reformen, die römisch-katholische Kirche aber nicht. Bei den Christkatholiken gibt es kein Zölibat, und Priesterinnen sind erwünscht.
Die Kirchgemeinde hat noch andere Kirchen im Kanton Solothurn. Jene in Starrkirch-Wil hat sie verkauft, jene in Trimbach an eine Freikirche vermietet, jene in Olten saniert. Und der Kirche in Hägendorf droht jetzt eben der Abriss.
Das Gelände samt baufälliger Kirche soll verkauft werden. Wohnungen und Gewerbe wären möglich, sagt die Kirchgemeinde. Natürlich dürfe ein Besitzer die Kirche auch auf eigenen Wunsch sanieren, aber das koste. Die Kirche jedenfalls ist nicht denkmalgeschützt, ein Abriss also legal.
Emotionaler Abschied?
Trotz allen Fakten hänge die Bevölkerung an der Kirche, erklärt Gemeindepräsident Andreas Heller: «Ich ganz persönlich würde mit den nötigen finanziellen Mitteln die Kirche erhalten. Aber wenn ich die Kirche besässe und unterhalten müsste, dann sähe die Situation wohl anders aus.»
Wer den Zuschlag für das Kirchenareal samt Christuskirche erhält, entscheidet die Kirchgemeinde. Dann ist das Schicksal der Kirche im Dorf in den Händen von Investoren.