Markus Rast belädt einen Sackkarren mit Kisten voller Pommes Frites. Routiniert balanciert er die Fracht zu einem Restaurant. Der 63-Jährige arbeitet schon fast sein ganzes Berufsleben als Lieferant in der Stadt Luzern.
Seine Waren in möglichst kurzen Strecken abzuliefern, ist sich Markus Rast gewohnt: «Ich fahre so wie vor 40 Jahren. Zickzack-Fahrten versuche ich zu vermeiden.» Im Gegensatz zu den 1980er-Jahren sei der Arbeitsalltag heute aber deutlich hektischer: «In der Altstadt gab es früher noch nicht so viel Verkehr.»
Mehr Menschen, mehr Konsum
Dieses Problem wird sich in den kommenden Jahren noch verschärfen: Das Bundesamt für Raumentwicklung rechnet damit, dass die zurückgelegten Lieferwagenkilometer zwischen 2022 und 2050 um 58 Prozent zunehmen werden. Homeoffice und eine wachsende Bevölkerung sorgen für ein Wachstum bei privaten Onlinebestellungen, der Abfallbewirtschaftung oder mehr Lieferungen an die Gastronomie, wie jene von Markus Rast.
Auf diesen Fahrten wird viel CO₂ produziert. Auch Markus Rasts Lieferwagen hat einen Dieselmotor. Das ist nicht vereinbar mit den Klimazielen der Stadt Luzern. Diese will nämlich bis 2040 klimaneutral sein. Deshalb brauche es mehr Fahrzeuge mit Elektroantrieb.
Stadt Luzern will Veränderung nicht subventionieren
Es brauche aber auch einen grundsätzlichen Wandel, findet Umwelt- und Mobilitätsdirektor Adrian Borgula: «Wir müssen versuchen, Fahrten zu bündeln, sie umweltverträglicher zu machen oder ganz zu vermeiden.» Die Stadtregierung hat deshalb kürzlich einen Planungsbericht veröffentlicht.
Denkbar sei etwa, dass Luzern Umschlagplätze für gemeinsame Transporte zur Verfügung stelle. So sollen weniger, dafür vollere Lastwagen durch die Stadt fahren. Dass Transportfirmen eine direkte finanzielle Unterstützung erhalten, sei nicht vorgesehen. Für Adrian Borgula ist klar, dass eine umweltfreundlichere Logistik auch im Sinne der Wirtschaft ist: «Effizienter heisst auch kostengünstiger.»
«Ein zentraler Waren-Hub ist ein interessantes Szenario», findet Emanuel Renggli, Geschäftsleiter der Vermo AG und Chef von Chauffeur Markus Rast. «Ob das umgesetzt werden kann, ist aber fraglich.»
So komme es immer wieder vor, dass etwas vergessen gehe und deshalb nachbestellt werde. Oder es würden Lebensmittel für ein Frühstücksbuffet verlangt, welche nicht erst um 11.00 Uhr eintreffen könnten. «Bei einer zentralen Logistiklösung braucht es ein Umdenken auf Lieferantenseite, aber auch beim Kunden», fordert Unternehmer Emanuel Renggli.
Knappe Lagerflächen führen zu vielen Fahrten
Wie schwierig es ist, diese Abläufe zu ändern, zeigt der Alltag von Markus Rast: Im Kühlraum eines Restaurants zwängt er eine Bestellung mit Mühe und Not in die schmalen Regale. «Viele Betriebe haben kaum Platz, deswegen beliefere ich diese praktisch täglich.»
Kunden bestellen Gemüse aus Zürich, Tiefkühlware aus Bern – dort, wo es am wenigsten kostet.
Hinzu komme, dass Unternehmen häufig bei diversen Händlern bestellen, beobachtet der Lieferant. «Kunden bestellen Gemüse aus Zürich, Tiefkühlware aus Bern – dort, wo es am wenigsten kostet.» Wenn weniger Lastwagen in die Stadt fahren, werde es teurer für die Betriebe.