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Clubs unter Druck Die Schweizer Clubszene im Wandel – braucht es mehr Förderung?

Seit den 2000er-Jahren hat sich im Schweizer Nachtleben vieles verändert. Sowohl die Kosten, als auch die Erwartungen der Gäste steigen. Basel tritt neuen Herausforderungen der Clubszene mit einem Förderpaket entgegen – als erste Stadt in der Schweiz.

Wummernde Bässe, Lichtkegel und tanzende Menschen – an der ersten Basler Clubnacht stand aber nicht nur das Feiern im Vordergrund. Die Basler Clubszene wollte auf sich aufmerksam machen – und auf ihre Herausforderungen. Zum Beispiel fehlt es den Clubs an Partygängerinnen und -gängern

Tanzfläche in einem Club
Legende: Partygänger im Basler Club «Nest» SRF / Sedrik Eichkorn

«Wir müssen rausgehen und nicht nur zu Hause hocken», das sagt die 22-jährige Piera Hug, sie war an der Clubnacht unterwegs. Ihre Generation habe gar nie angefangen, in Clubs zu gehen. Die Coronapandemie habe ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Entsprechend müsse ihre Altersgruppe jetzt damit anfangen – das sei wichtig für die Konzertlokale und Clubs.

Mann redet in ein Mikrofon
Legende: Roy Bula, der erste Nachtmanager der Schweiz SRF / Sedrik Eichkorn

Roy Bula teilt die Einschätzung der Partygängerin. Er ist der frisch gebackene Nachtmanager von Basel und stellt auch fest, dass es weniger «Ausgangsnachwuchs» gibt. Im Jahr 2020 hat das Stimmvolk eine Initiative zur Förderung von Jugend- und Clubkultur angenommen. In diesem Zuge wurde die Stelle des Nachtmanagers geschaffen, Bula ist jetzt seit zehn Monaten im Amt.

Was macht ein Nachtmanager?

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Der Nachtmanager koordiniert die Anliegen der Clubs, der Gäste, aber auch der Anwohnerinnen und Anwohner. Hinzu kommen Workshops und Vernetzungsaufgaben, ebenso wie Anliegen rund um die Sicherheit im Nachtleben.

Basel hat sich beim Entwickeln dieser neuen Rolle von Wien, Hamburg und Stuttgart inspirieren lassen. Besonders in Deutschland ist die Rolle des Nachtmanagers bereits etabliert. Dort heisst die Funktion auch «Nachtbeauftragter» oder «Nachtbürgermeisterin».

Die Coronapandemie sei aber nur ein Grund, wieso die Clubs heute weniger voll sind, als noch vor zwanzig Jahren. Bula nennt die Teuerung als einen weiteren Grund. Aber auch die gestiegenen Ansprüche der Kundschaft an die Locations und die Musik würden eine Rolle spielen.

Das Schweizer Nachtleben im Laufe der Zeit

Weiter habe das ehrenamtliche Engagement in Clubs abgenommen. Neben einem normalen Job in der Freizeit noch gratis an einer Bar zu arbeiten, käme für viele nicht mehr infrage. Das sagt Julia Brun vom Programmteam der «Kuppel», einem Konzertlokal in Basel. Und die Menschen, die ihren Unterhalt im Nachtleben verdienen, wollen anständige Löhne. Das treibe wiederum die Preise in die Höhe. Hier soll nun die kantonale Förderung helfen. Jährlich steht dafür eine Million Franken zur Verfügung. Das Basler Fördermodell ist vorerst auf drei Jahre beschränkt.

Entwicklungen in Basel sind exemplarisch

In der restlichen Schweiz begegnen die Clubs ähnlichen Herausforderungen. Das sagt Alexander Bücheli von der Bar- und Club Kommission Schweiz. Zum Beispiel seien die Lokale weniger, und auch teurer geworden. Das erhöhe das finanzielle Risiko für diejenigen, die einen Club betreiben.

Förderwunsch für das Zürcher Nachtleben

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Alexander Bücheli von der Bar- und Club Kommission Schweiz hat das Thema auch in Zürich aufs politische Tapet gebracht. Hier gibt es bislang eine spezifische Clubförderung» als dreijähriges Programm, das laut Stadtbehörden Veranstaltungslokale unterstützt, «die mit einem diversen, abwechslungsreichen und musikalisch wertvollen Konzertprogramm die Zürcher Kultur bereichern». Beispielsweise der Helsinki Klub bekommt dabei in der aktuellen Periode insgesamt 210'00 Franken.

Der Fokus liegt jedoch auf Live-Anlässen. Clubs können überdies für Live-Veranstaltungen und Festivals, für die sie Eintritt verlangen, jeweils von der Stadt auch Projektfördergelder beantragen.

Aber auch sonst seien die Menschen in der Schweiz gesundheitsbewusster geworden und trinken weniger im Ausgang. Steigende Kosten und schwindende Einnahmen – das sei immer eine prekäre Kombination, so Bücheli.

Clubs werden auch in 100 Jahren noch existieren. Aber es braucht Unterstützung wie beim Opernhaus.
Autor: Alexander Bücheli Mediensprecher der Schweizer Bar & Club Kommission

Das Fördermodell von Basel-Stadt sei darum vorbildlich, sagt Alexander Bücheli. Eine Stadt, die jungen Menschen viel biete, sei auch als Wohnort attraktiver. Trotzdem stelle sich die Frage, wer sich in der Zukunft das Nachtleben noch leisten könne. Es könne gut sein, dass das Nachtleben längerfristig nicht mehr selbsttragend sein könne. «Clubs werden auch in 100 Jahren noch existieren. Nur wird es dann, genauso wie bei einem Operhaus, normal sein, dass dieser Club eine Unterstützung erhält», sagt Bücheli.

Regionaljournal Basel Baselland vom 3.2.2025, 17:30Uhr ; 

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