Wummernde Bässe, Lichtkegel und tanzende Menschen – an der ersten Basler Clubnacht stand aber nicht nur das Feiern im Vordergrund. Die Basler Clubszene wollte auf sich aufmerksam machen – und auf ihre Herausforderungen. Zum Beispiel fehlt es den Clubs an Partygängerinnen und -gängern
«Wir müssen rausgehen und nicht nur zu Hause hocken», das sagt die 22-jährige Piera Hug, sie war an der Clubnacht unterwegs. Ihre Generation habe gar nie angefangen, in Clubs zu gehen. Die Coronapandemie habe ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Entsprechend müsse ihre Altersgruppe jetzt damit anfangen – das sei wichtig für die Konzertlokale und Clubs.
Roy Bula teilt die Einschätzung der Partygängerin. Er ist der frisch gebackene Nachtmanager von Basel und stellt auch fest, dass es weniger «Ausgangsnachwuchs» gibt. Im Jahr 2020 hat das Stimmvolk eine Initiative zur Förderung von Jugend- und Clubkultur angenommen. In diesem Zuge wurde die Stelle des Nachtmanagers geschaffen, Bula ist jetzt seit zehn Monaten im Amt.
Die Coronapandemie sei aber nur ein Grund, wieso die Clubs heute weniger voll sind, als noch vor zwanzig Jahren. Bula nennt die Teuerung als einen weiteren Grund. Aber auch die gestiegenen Ansprüche der Kundschaft an die Locations und die Musik würden eine Rolle spielen.
Das Schweizer Nachtleben im Laufe der Zeit
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Bild 1 von 3Legende: Ein Nachtclub in Neuenburg während der Landesausstellung «Expo 2002». So voll wie damals sind die Clubs heute nicht mehr. Keystone / Walter Bieri
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Bild 2 von 3Legende: Die Coronapandemie war ein harter Schlag für die Clubszene. Hier eine Party im Sommer 2020 in Lausanne. Keystone / Jean-Christophe Bott
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Bild 3 von 3Legende: Eine Rollschuh-Disco in Genf, veranstaltet im Rahmen des «Antigel Festivals» im Jahr 2023 Keystone /Martial Trezzini
Weiter habe das ehrenamtliche Engagement in Clubs abgenommen. Neben einem normalen Job in der Freizeit noch gratis an einer Bar zu arbeiten, käme für viele nicht mehr infrage. Das sagt Julia Brun vom Programmteam der «Kuppel», einem Konzertlokal in Basel. Und die Menschen, die ihren Unterhalt im Nachtleben verdienen, wollen anständige Löhne. Das treibe wiederum die Preise in die Höhe. Hier soll nun die kantonale Förderung helfen. Jährlich steht dafür eine Million Franken zur Verfügung. Das Basler Fördermodell ist vorerst auf drei Jahre beschränkt.
Entwicklungen in Basel sind exemplarisch
In der restlichen Schweiz begegnen die Clubs ähnlichen Herausforderungen. Das sagt Alexander Bücheli von der Bar- und Club Kommission Schweiz. Zum Beispiel seien die Lokale weniger, und auch teurer geworden. Das erhöhe das finanzielle Risiko für diejenigen, die einen Club betreiben.
Aber auch sonst seien die Menschen in der Schweiz gesundheitsbewusster geworden und trinken weniger im Ausgang. Steigende Kosten und schwindende Einnahmen – das sei immer eine prekäre Kombination, so Bücheli.
Clubs werden auch in 100 Jahren noch existieren. Aber es braucht Unterstützung wie beim Opernhaus.
Das Fördermodell von Basel-Stadt sei darum vorbildlich, sagt Alexander Bücheli. Eine Stadt, die jungen Menschen viel biete, sei auch als Wohnort attraktiver. Trotzdem stelle sich die Frage, wer sich in der Zukunft das Nachtleben noch leisten könne. Es könne gut sein, dass das Nachtleben längerfristig nicht mehr selbsttragend sein könne. «Clubs werden auch in 100 Jahren noch existieren. Nur wird es dann, genauso wie bei einem Operhaus, normal sein, dass dieser Club eine Unterstützung erhält», sagt Bücheli.