Wie teuer wird das revidierte CO2-Gesetz wirklich? Im Nationalrat debattieren die Politiker in diesen Tagen über Fragen wie «Soll der Benzinpreis um 8 Rappen steigen oder braucht es überhaupt eine finanzielle Deckelung?», «Wird Heizöl bald um 29 Rappen pro Liter teurer» oder «Braucht es eine Klimaabgabe auf Flugtickets?».
Gerade die Frage nach der Erhöhung des Benzinpreises wird kontrovers diskutiert. Die SVP will eine Deckelung bei 5 Rappen pro Liter. Teurer dürfe das Benzin nicht mehr werden. Links-grün hingegen will einen maximalen Aufschlag von 20 Rappen und der Bundesrat will gar keine Begrenzung.
Was bedeutet diese Diskussion für die Bevölkerung und welchen Einfluss hat diese politische Entscheidung auf den motorisierten Individualverkehr in der Schweiz?
So reagieren wir auf den Preisanstieg
Massimo Filippini ist Professor für Energiewirtschaft an der ETH Zürich und der Universität in Lugano. Für ihn ist klar: «Wenn der Preis für Benzin steigt, dann geht die Nachfrage zurück. Das ist das Prinzip der Preiselastizität.»
In einer Studie hat Filippini aufgezeigt, dass die Reaktion der Autofahrer je nach Region jedoch unterschiedlich ausfällt.
So ist die Veränderung der Nachfrage in den städtischen Regionen klar stärker spürbar als in den ländlichen Gebieten. Wer also in der Stadt wohnt, entscheidet sich bei steigenden Preisen schneller, das Auto weniger oder gar nicht mehr zu benutzen.
Das habe auch mit der Infrastruktur zu tun, erklärt Filippini: «Die Möglichkeit, auf den öffentlichen Verkehr auszuweichen, ist in Randregionen schwierig».
Umwelt schonen Ja, mehr bezahlen Nein
Rund 25 Kilometer werden in der Schweiz im Schnitt pro Kopf und Tag mit dem Auto zurückgelegt. Während im ländlichen Kanton Glarus die gefahrenen Kilometer pro Tag und Kopf mit 31 Kilometer klar über dem Durchschnitt liegen, ist die Zahl im Kanton Zürich mit 20 Kilometer eher tief.
So zeigt auch eine Umfrage von SRF bei einer Tankstelle im Glarnerland, dass die Bereitschaft eher gering ist, auf das Auto zu verzichten, wenn die Benzinpreise steigen. Allgemein ist der Tenor in der Bevölkerung deutlich: Die Umwelt schonen möchte man, aber mehr für das Benzin bezahlen will man nicht.
Benzinpreis relativ stabil
2010 lag der Preis für einen Liter Benzin (Bleifrei 95) im Jahresmittelwert praktisch gleich hoch wie heute mit 1,64 Franken pro Liter. Dazwischen gab es jedoch Schwankungen. So stieg der Benzinpreis im Jahr 2012 auf 1,82 Franken pro Liter. Ein Anstieg von immerhin 18 Rappen.
Solche Veränderungen des Benzinpreises hätten tatsächlich einen Einfluss auf die Nachfrage, sagt Massimo Filippini von der ETH Zürich. Bereits bei einer Steigerung um wenige Rappen dürfte es langfristig zu einer Nachfragereduktion kommen, wenn auch nur um einige Prozent.
Für einen deutlichen Effekt bei der Benzinnachfrage bräuchte es einen klaren Preisanstieg von rund 20 Rappen pro Liter, sagt der Experte für Energiewirtschaft.
Die Debatte über das revidierte CO2-Gesetz beschäftigt den Nationalrat noch weiter. Am kommenden Montag geht die Diskussion in die nächste Runde. Dann wird auch definitiv entschieden, um wieviel Rappen der Benzinpreis künftig steigen dürfte.