An der Kocherstrasse in Bern nicht weit vom Bundeshaus entfernt. Mehrere Arbeitsplätze sind auf drei Stockwerken verteilt. Weisse Wände, Pulte, Stühle, Lampen. Es sieht aus wie in jedem gewöhnlichen Büro, wobei viele Räume noch leer stehen. Seit September arbeiten hier die ersten acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – bis nächsten Sommer sollen es rund 45 werden.
Wir haben hoch gepokert.
In diesen scheinbar gewöhnlichen, spartanisch eingerichteten Büroräumen sollen aussergewöhnliche, ambitionierte Lösungen gefunden werden. Lösungen, die nicht weniger als den Klimawandel aufhalten und die Biodiversität fördern sollen.
«Wir haben hoch gepokert, aber wir glauben daran, dass wir Lösungen finden», sagt der Mann mit dem grau melierten Haar, grünblauer Brille, Hemd und Weste, aber ohne Kravatte.
Dieser Mann ist Peter Messerli, Mitarbeiter Nummer eins, der Direktor der Wyss Academy for Nature. In seinem Portemonnaie: Zweihundert Millionen Franken. Die Hälfte kommt vom Multimilliardär Hansjörg Wyss, 50 Millionen vom Kanton Bern, 50 von der Universität Bern.
Die Welt sei derzeit nicht wirklich daran, Lösungen zu finden. «Jeder arbeitet in seinem eigenen Silo», sagt Messerli. Die Wissenschaft mache etwas, die Politik, auch in der Praxis sei man dran. «Wir müssen aber gemeinsam an Lösungen arbeiten», so die Vision von der Wyss Academy.
CO2-neutrale Skipisten
Was das konkret heisst, ist noch sehr schwammig und soll nun konkretisiert werden. Eine der Fragen ist: Wie kann man ökologische Winterferien machen? Wie kann man in der Jungfrauregion im Berner Oberland einen CO2-neutralen Tourismus schaffen? Ein grosses Ziel, an dem Olivier Jacquat in seinem Büro im dritten Stock arbeitet. Jacquat hat dunkles Haar, einzelne graue Strähnen. Sein Hemdkragen: offen. Er leitet den Hub Bern der Wyss Academy. Nach dem Direktor und seiner Assistentin ist Jaquat Mitarbeiter Nummer drei.
Um das Ziel zu erreichen, habe die Academy Gemeinden, Privatwirtschaft, Wissenschaft und auch Leute aus der Region zusammengebracht. Gemeinsam sammle man in den Bereichen Mobilität, Hotellerie und Bergbahnen Ideen.
Ein Projekt ist, die Skipisten künftig CO2-neutral zu präparieren. Eine Lösung: «Ein Pistenbully, der mit Elektromobilität oder Wasserstoff betrieben wird», sagt Jacquat. In der Hotellerie sollen weniger Lebensmittel verschwendet werden. Einerseits soll mit Essensresten Energie gebraucht werden, zum Beispiel zum Heizen, andererseits soll weniger Essen weggeworfen werden.
Weltweite Ausstrahlung
Dass der Tourismus künftig möglichst klimaneutral sein soll, davon müsse er im Berner Oberland niemanden überzeugen. «Das ist in der Entwicklungsstrategie der Region verankert», sagt Jacquart. Nun gehe es darum, diesen Prozess zu starten.
Das Projekt soll schweizweite, europaweite und gar weltweite Ausstrahlung haben, es braucht aber Geduld. In drei bis vier Jahren sollen die ersten Projekte umgesetzt sein.
Im Kanton Bern soll eine konkrete Wirkung entstehen, die weltweite Ausstrahlung hat.
Ob es jenes vom klimaneutralen Tourismus ist, ist aber offen. «Ich weiss, die Erwartungen an die Wyss Academy sind sehr hoch, aber es braucht Zeit, ein neues Kompetenzzentrum auf die Beine zu stellen», meint Jacquart. Und am Schluss sei es nicht die Academy, sondern die Region selber, die entscheidet, ob das Projekt umgesetzt wird.