Während des Lockdowns haben sich die meisten Angestellten im Homeoffice gut zurechtgefunden. Viele wollen auch in Zukunft zuhause arbeiten. Mehrere Umfragen bestätigen das. Es sei noch zu früh, um definitiv urteilen zu können, gibt Gewerkschaftssekretär Luca Cirigliano, zu bedenken. Ein grosses Problem sei, dass viele Arbeitnehmer Freizeit und Arbeitszeit vermischen, zu viel arbeiten und keine Pausen mehr machen.
Diverse Konzerne haben mit Homeoffice gute Erfahrungen gemacht
Von diesem Problem wollen die meisten Arbeitgeber nichts gehört haben. Die Swisscom bietet die Möglichkeit, zuhause zu arbeiten schon seit mehreren Jahren an. Im Moment überwiegen leere Büros. Die Angestellten hätten Erfahrung darin, im Homeoffice zu arbeiten, nicht erst seit der Coronakrise, erklärt Swisscom-Sprecherin Annina Merk. Das Unternehmen hat Homeoffice vertraglich geregelt, Überstunden werden erfasst. Und während des Lockdowns seien die Mitarbeiter aufgefordert worden, die Soll-Arbeitszeit und Pausen einzuhalten.
Andere Konzerne wie beispielsweise Novartis, ABB, Postfinance und die Krankenkasse Helsana haben gute Erfahrungen mit Homeoffice gemacht und wollen mindestens bis Ende Jahr daran festhalten.
Schweizerischer Gewerbeverband will Arbeitsgesetz aufweichen
Der Schweizerische Gewerbeverband (SGV), vertritt kleinere und mittlere Unternehmen. Homeoffice hat diesen Firmen nicht geschadet, im Gegenteil: In den Monaten des Lockdowns konnten sie ihre Produktivität steigern. Das hat den Verband beflügelt, sofort eine Anpassung des Arbeitsgesetzes zu fordern, insbesondere fürs Homeoffice. Hans-Ulrich Bigler, Direktor des SGV, argumentiert, um in der Digitalisierung erfolgreich zu sein, müsse man die Arbeitszeitkontrolle und Arbeitsmodelle flexibilisieren. Im Klartext: Mitarbeiter sollen auch mal mehr als 50 Stunden pro Woche arbeiten können und später kompensieren.
Diese Aufweichung des Arbeitsgesetzes kritisiert Luca Cirigliano, Zentralsekretär des Gewerkschaftsbundes, scharf: «Der Gewerbeverband möchte offensichtlich die negativen Aspekte des Homeoffice noch verschärfen.»
Die Gewerkschaft geht noch weiter und will, dass sich Arbeitgeber an Kosten für die Miete und Benutzung von Geräten oder Druckerpapier im Homeoffice beteiligen. Auch einen Beitrag an Büromöbeln sollen Arbeitgeber leisten. Luca Cirigliano erklärt, der Arbeitgeber habe die Pflicht, für einen ergonomischen Arbeitsplatz zu sorgen.
Arbeitgeberverband schliesst Kostenbeteiligung nicht mehr aus
Roland Müller, Direktor des Schweizerischen Arbeitgeberverbandes lehnt eine Kostenbeteiligung am Homeoffice-Arbeitsplatz ab, solange Arbeitgeber Büros zur Verfügung stellen. Doch der Gebrauch von Geräten solle mit dem Arbeitgeber geregelt werden, empfiehlt Roland Müller: «Da muss man miteinander sprechen und Lösungen suchen.»
Google hat schon gehandelt. Das Unternehmen bezahlt dieses Jahr allen Mitarbeitern weltweit eine Pauschale von 1000 Dollar für Unkosten im Homeoffice.