Die Corona-Situation in St. Moritz ist angespannt: Zwei Luxushotels sind unter Quarantäne gestellt, Schulen, Kindertagesstätten und Skischulen geschlossen neu gilt in der ganzen Gemeinde eine Maskenpflicht. Diese Massnahmen wurden getroffen, nachdem rund ein Dutzend Personen positiv auf die Corona-Mutation aus Südafrika getestet worden waren. Ab heute Dienstag wird die ganze Gemeinde auf das Virus getestet. Der Gemeindepräsident von St. Moritz Christian Jott Jenny nimmt im Interview Stellung.
SRF News: Wie erleben Sie die aktuelle Situation?
Christian Jott Jenny: Es ist jetzt das passiert, was zu erwarten war: Das Virus ist auch hier eingetroffen. Was man jedoch sagen muss, ist, dass die Hoteliers – insbesondere die beiden betroffenen – ein Mehrfaches an Präventionsarbeit geleistet haben.
Je mehr wir testen und je mehr wir wissen, umso sicherer wird der Ort.
Das Badrutt's Palace hat zum Beispiel während der Festtage die Mitarbeitenden im 48-Stunden-Takt auf eigene Kosten durchtesten lassen. Die Ironie der Geschichte ist, dass die, die ihre Hausaufgaben gemacht haben, bestraft werden.
Das Oberengadin hat zurzeit die meisten Fälle im Kanton Graubünden. Zudem stehen zwei Luxushotels unter Quarantäne. Hat die Gemeinde St. Moritz fahrlässig gehandelt?
Die Gemeinde hat damit eigentlich gar nichts zu tun. Es ist eine Verfügung des Kantons und die hat eine Gemeinde nur umzusetzen. Der Austausch ist da und von Fahrlässigkeit keine Spur. Wir sprechen hier von zwölf Fällen, das muss man ins Verhältnis stellen. Wir haben diese Mutation festgestellt, das muss man ernst nehmen und dem nachgehen, deshalb haben wir uns auch dafür entschieden, heute nochmals flächendeckend zu testen.
Wie läuft der Massentest genau ab?
Wir haben damit glücklicherweise schon Übung. Damals im Dezember haben wir in der Region Maloja die Bevölkerung an drei Tagen durchgetestet. Es sind viele Leute gekommen und es war – wie man es sich erhofft hat – genau dieses eine Prozent positiv.
Es besteht die Gefahr, dass sehr viele Leute fälschlicherweise nicht dorthin gehen, weil sie Angst vor Quarantäne oder Isolation haben.
Beim Massentest im Kanton Graubünden haben weniger Leute mitgemacht wie gewünscht. Glauben Sie, dass das auch jetzt der Fall sein wird?
Das ist reine Spekulation. Wir hoffen es natürlich nicht. Wir haben versucht, so viele Leute wie möglich aufzurufen. Es besteht die Gefahr, dass sehr viele Leute fälschlicherweise nicht dorthin gehen, weil sie Angst vor Quarantäne oder Isolation haben. Das ist fatal, weil genau diese das Virus verbreiten. Deshalb ist es wichtig, dass sich so viele wie möglich testen lassen. Auch wir von der Gemeinde haben das mehr oder minder auf Arbeitszeit angeordnet.
Falls beim Test weitere Fälle gefunden werden: Was könnte das für die Feriendestination St. Moritz bedeuten?
Je mehr wir testen und je mehr wir wissen, umso sicherer wird der Ort. Man muss das Ganze in ein Verhältnis setzen. Dass weitere Massnahmen geplant sind, zum Beispiel Liftschliessungen, das ist Sache des Bundes. Dort kann man wahrscheinlich auch noch einiges erwarten, zurzeit ist das jedoch noch nicht der Fall.
Wegen der aktuellen Situation steht St. Moritz international in den Schlagzeilen. Könnte das ein Imageschaden bedeuten?
Ich glaube nicht, nein. Man ist es sich hier gewohnt. Wenn dieser Fall jetzt in einem kleineren Tourismusort passiert wäre, dann wäre das höchstens eine Meldung am Rande gewesen. Dass wir jetzt über 50 Medienanfragen, inklusive New York Times und CNN haben, ist natürlich der Preis für eine internationale Marke. Es ist logisch, dass das weit verbreitet wird.
Das Gespräch führte Manuel Ramirez.