In einigen Schulen werden Tests gemacht und Masken getragen, in anderen nicht. Welche Massnahmen sollen die Kinder mittragen? Oft unterscheiden sich die Meinungen der Eltern. Diesen Frust zu spüren bekommen oftmals die Schulleitungen.
Das erlebt auch Stephan Peyer. Der Leiter der Sekundarschule Unteres Furttal in Zürich bekam auch schon Briefe mit Verschwörungstheorien. «In einem mehrseitigen Schreiben drohte man mir mit rechtlichen Schritten wegen des Verstosses gegen die Menschenrechtskonvention.» Der Grund für solche Aussagen sei die Ängste der Menschen, dass da etwas Falsches ablaufe, sagt Peyer.
Das bringt Schulleitungen an den Rand der Belastbarkeit. Auch ich fand eine Zeit lang: Jetzt mag ich bald nicht mehr.
Diese Ängste der Eltern geben den Schulleitungen viel zu tun. Auch wenn es nur einzelne Beschwerden seien, sagt Lisa Lehner. Sie ist Vizepräsidentin der Schulleiterinnen und Schulleiter Schweiz und führt selbst eine Primarschule in Baden (AG).
«Wir nehmen diese Beschwerden ernst und das braucht viel Zeit.» Deshalb müssten Schulleitungen in der Pandemiezeit einen grossen Zusatzaufwand leisten. «Das bringt Schulleitungen an den Rand der Belastbarkeit. Auch ich fand eine Zeit lang: Jetzt mag ich bald nicht mehr», sagt Lehner.
Ebenfalls unzufrieden
Nicht mehr mögen auch die Eltern, die mehr Anstrengungen von den Schulen fordern, um Ansteckungen tief zu halten. Am Dienstag protestierten drei Elternorganisationen vor dem Bundeshaus. Sie fordern Luftfilter, CO2-Sensoren, Tests sowie eine Maskentragpflicht in den Schulzimmern. «Wir möchten, dass man alles dafür tut, dass Kinder nicht angesteckt werden, bevor sie geimpft werden können», sagt Jonas Hostettler.
Hostettler ist Vater von zwei Kindern und arbeitet als Chemielehrer in Winterthur. Wie er kürzlich der «Rundschau» sagte, seien die Kinder in der Schule zu wenig geschützt. Deshalb tragen seine Kinder dort momentan als einzige eine Maske. Genau das Gegenteil ist bei der Familie Hug aus Tscheppach in der Gemeinde Buchegg (SO) der Fall. Die 12-jährige Julia trägt als einzige in der Schule keine Maske.
Es wäre schön und wünschenswert, wenn sich die Kantone untereinander absprechen würden, was für Massnahmen die Schulen umsetzen sollen. Damit diese diskussionslos für alle gelten.
Die Meinungen zu Maskenpflicht, wiederholtem Testen und allen anderen Massnahmen in den Schulen sind so unterschiedlich wie die Umsetzung in den einzelnen Kantonen. Darum fordert die Vizepräsidentin der Schulleiterinnen und Schulleiter der Schweiz einheitliche Regeln statt eines Flickenteppichs. Lisa Lehner: «Es wäre schön und wünschenswert, wenn sich die Kantone untereinander absprechen würden, was für Massnahmen die Schulen umsetzen sollen. Damit diese diskussionslos für alle gelten.»
Wie gefährlich ist die Schule für Kinder?
Möglichst wenige einschränkende Massnahmen will Rudolf Hauri, Präsident der Vereinigung der Kantonsärzte und -ärztinnen der Schweiz. Die Schule sei für Kinder nicht der gefährlichste Ort, um sich mit dem Coronavirus zu infizieren.
«Kinder werden häufiger von Erwachsenen angesteckt als umgekehrt. Massnahmen in den Schulen rechtfertigen sich deshalb vor allem aus epidemiologischen Überlegungen und nicht als individueller Schutz des einzelnen Kindes», begründet dies Hauri.
Schulleiterinnen und Schulleiter werden also vorerst weiterhin vermitteln müssen zwischen amtlichen Vorschriften und den betroffenen Eltern, welche diese Regeln hinterfragen.