Seit fast zwei Jahren arbeitet Marina Unternährer, Callcenter-Mitarbeiterin der Swisscom, im Homeoffice in Grenchen (SO). Sie sehnt sich nach ihrem Team – und freut sich auf die Aussicht, womöglich bald ins Büro zurückzukehren.
Swisscom-Sprecherin Sabrina Hubacher erklärt hingegen, dass auch nach möglichen Lockerungen der Homeoffice-Anteil ausgebaut werden soll. Gründe dafür gebe es viele: Umfragen hätten gezeigt, dass Swisscom-Angestellte vermehrt im Homeoffice arbeiten möchten.
Wir sind überzeugt, dass es eine Kombination aus Homeoffice, aber auch persönlichen Begegnungen vor Ort braucht.
Ausserdem werde die Arbeit flexibler und Arbeitswege könnten eingespart werden. «Wir sind überzeugt, dass es eine Kombination aus Homeoffice, aber auch persönlichen Begegnungen vor Ort braucht», erklärt Hubacher. Doch der Nachteil bestehe darin, dass sich Teams weniger sehen und «live» austauschen könnten – denn das wäre wichtig für die Betriebskultur.
Erleichterung über mögliche Öffnungsschritte
Auch in Grindelwald freut sich der Direktor des Hotels Glacier, Jan Pyott, dass der Bundesrat diese Woche die Quarantänepflicht aufheben könnte. Anfang Januar musste er einen Teil seines Betriebes herunterfahren, weil zu viele Mitarbeiter in Isolation und Quarantäne festsassen.
Wenn keine Mitarbeiter mehr arbeiten, kann der Service fast nicht mehr bewältigt werden.
«Wenn keine Mitarbeiter mehr arbeiten, kann der Service fast nicht mehr bewältigt werden», fasst Pyott die Situation Anfang Januar zusammen. Die angekündigten Lockerungen würden die Arbeit deshalb deutlich vereinfachen.
Nicht nur bei Arbeitnehmern und Arbeitgebern, auch bei Schüler, Studenten und Eltern ist vor allem Erleichterung zu vernehmen, wie eine kleine Umfrage zeigt. So sagt die Schülerin Mia Goldinger: «Ich persönlich freue mich, wenn endlich alle Massnahmen endlich weg sind und man endlich wieder gross etwas machen kann». Und Student Severin Brunner hat das Gefühl, dass es langsam Zeit sei, wieder ein normales Leben einzuführen.
Ich finde es ein bisschen früh, aber für mich spielt es keine grosse Rolle, ich arbeite nicht mehr.
Für Rentnerin Heidi Wildhelm kommen die Lockerungen allerdings etwas zu früh.
Bedenken wegen vulnerablen Personen
Auch André Müller von Curaviva, dem Branchenverband der Dienstleister für Menschen im Alter, findet, dass die Lockerungen möglicherweise zu früh kommen. Aus der aktuellen Situation sei er gegenüber allen Lockerungen skeptisch, die schnell kommen.
Bei der Homeoffice-Pflicht hätte ich mir gewünscht, dass sie länger bleibt, weil sie Kontakte verringert.
Die aktuellen Quarantäneregeln seien nicht mehr so wirksam, daher könne er damit leben. «Bei der Homeoffice-Pflicht hätte ich mir aber gewünscht, dass sie länger bleibt, weil sie Kontakte verringert – und diese müssen wir immer noch so gering wie möglich halten.»
Lockerungen aus epidemiologischer Sicht vertretbar
Der Schutz von vulnerablen Personen sei weiterhin wichtig, findet auch SRF-Wissenschaftsredaktorin Katrin Zöfel. Nach aktuellem Wissensstand wären die Aufhebung der Quarantäne und der Homeoffice-Pflicht jedoch vertretbar. Zwar würden die hohen Infektionszahlen und die Dunkelziffer dazu führen, dass viele Menschen das Virus in sich tragen und weitergeben, aber es gar nicht wissen. Die Aufhebung der Quarantänepflicht würde diese Zahlen erhöhen, aber wohl nicht die Dynamik komplett verändern, so Zöfel.
Wie lange der Übergang auf ein Ende der Pandemie dauert, sei offen, sagt Zöfel. Entscheidend dabei wird sein, wie haltbar die Immunität in der Bevölkerung ist und wie gut diese vor weiteren Virusvarianten schützt.