Schwitzen ohne Maske – zurzeit ist das im Fitnessstudio möglich. Doch bald könnte es für den Eintritt ins Studio ein Covid-Zertifikat brauchen. Zumindest, wenn es nach Lukas Engelberger geht. Gegenüber dem «Sonntags Blick» sagte der Regierungsrat und Präsident der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und Gesundheitsdirektoren, dass er eine Ausweitung des Covid-Zertifikats erwägen würde, sollten die Infektionszahlen und Hospitalisationen weiter steigen.
Neben Fitnessstudios sieht er einen möglichen Anwendungsbereich bei kleineren Veranstaltungen und Sportanlässen, in der Gastronomie, aber auch in Spitälern und Pflegeheimen. Vertreterinnen und Vertreter der Parteien äussern sich auf Anfrage von SRF News ebenfalls dazu.
SP und Grüne: Prüfen, wenn Hospitalisationen steigen
Die SP-Nationalrätin Martina Munz ist dem Vorschlag gegenüber offen, denn «eine Schliessung der Institutionen möchten wir um jeden Preis verhindern, deshalb – sollten die Hospitalisierungen ansteigen – müssen wir eine Zertifikatspflicht ins Auge fassen, denn wir wollen auch eine Überlastung des Gesundheitswesens verhindern». Zurzeit sei es aber noch zu früh für eine Ausweitung der Zertifikatspflicht.
So soll das Covid-Zertifikat zum Einsatz kommen, um allfällige Schliessungen zu verhindern. Die St. Galler Grünen-Nationalrätin Franziska Ryser sieht das ähnlich, eine Ausweitung der Zertifikatspflicht sei prüfenswert für den Fall, dass die Fallzahlen und vor allem auch die Hospitalisationen weiter ansteigen sollten. Es sei jedoch Vorsicht geboten, denn «die Zertifikatspflicht ist nicht ein Druckmittel, um die Impfbereitschaft zu erhöhen, sondern soll wirklich dazu dienen, dass ein Teil des gesellschaftlichen Lebens weitergeführt werden kann».
SVP-Fraktionschef: «Über Aufhebung des Zertifikats nachdenken»
Nichts von einer Ausweitung des Zertifikats wissen will Thomas Aeschi, Fraktionschef der SVP. In der SVP gibt es unterschiedliche Meinungen zum Covid-Zertifikat, doch Fraktionspräsident Aeschi vermutet eine Mehrheit der Partei hinter sich. «Bundesrat Berset hat sich immer auf den Standpunkt gestellt, dass wenn alle sich impfen lassen konnten, die das wollten, ab dann sollte das Zertifikat möglichst fallen. Das ist auch unsere Meinung. Man sollte jetzt die Anwendung des Zertifikats nicht noch mehr ausweiten, sondern im Gegenteil eher über die Aufhebung des Zertifikats nachdenken.»
Entscheidend sei die Bettenkapazität in den Spitälern. Bevor man erneut Einschränkungen beschliesse, solle zuerst die Bettenkapazität ausgebaut werden, so Aeschi.
Mitte und FDP: Eigentlich lieber impfen, aber...
Eine Ausweitung des Covid-Zertifikats auf weitere Bereiche steht auch für FDP-Vizepräsident Andrea Caroni zurzeit nicht im Vordergrund: «Jetzt wo sich alle Impfwilligen impfen konnten, braucht es eher weniger als mehr Massnahmen.» Nur wenn das Gesundheitswesen an den Anschlag käme, brauche es vielleicht zusätzliche Massnahmen. «Die sollten aber gezielt sein, dort wo die Leute sich anstecken, und für diese Unterscheidung, bräuchte es das Zertifikat.»
Andrea Gmür-Schönenberger, Mitte-Ständerätin aus Luzern, ist grundsätzlich offen für eine Ausweitung der Zertifikatspflicht, doch «wir können sie umgehen, indem wir uns alle möglichst rasch impfen lassen zum Schutz von unser selber, aber eben auch von allen anderen.»
Der Vorschlag das Covid-Zertifikat auszuweiten, dürfte also mehrheitsfähig sein, wenn sich die epidemiologische Lage wieder stark verschlechtern sollte.