Sie stehen an Bahnhöfen, in Pärken, vor Freizeitanlagen, Klubs oder in Vorgärten. Neue Corona-Testzentren schiessen wie Pilze aus dem Boden. Eigentlich praktisch, dass es viele Testorte gibt. Einige von ihnen machen jedoch keinen professionellen Eindruck.
Die Tests werden oft in Partyzelten durchgeführt, wichtige Informationen sind teilweise von Hand auf einen Zettel geschrieben, das Personal in Strassenkleidern wirkt ungeübt. Gerade aus den Kantonen Zürich und Bern gibt es vermehrt Hinweise und Kritik aus der Bevölkerung.
«Wir erhalten täglich Hinweise», sagt die Zürcher Kantonsärztin Christiane Meier. So melden sich etwa Leute, die in den letzten Tagen für die Coronatests bezahlt haben, obwohl die Tests bis am 11. Oktober für alle noch gratis sind.
Da gibt es sicher Verbesserungsbedarf.
Auch bei der Gesundheitsdirektion des Kantons Bern erkundigen sich regelmässig Leute, ob in gewissen Testzentren tatsächlich alles mit rechten Dingen zu- und hergeht, sagt Sprecher Gundekar Giebel. Es gebe Zweifel, ob der Datenschutz eingehalten werde. «Leute störten sich auch an der fehlenden Privatsphäre und Diskretion. Da gibt es sicher Verbesserungsbedarf.»
Gutes Geld machen
«Im Moment entstehen sehr viele Testzentren, weil man damit Geld verdienen kann», sagt Kantonsärztin Meier. Sie nennt die neuen Einrichtungen «Pop-up-Testzentren». Für solche Testzentren gebe es zwar Vorgaben, aber: «Meist entstehen sie sehr spontan. Wir schauen, dass wir von allen Bescheid wissen, aber das ist eine grosse Herausforderung», sagt Meier.
Betreiben kann ein Testzentrum jeder Arzt, jede Laborleiterin, jeder Apotheker. Diese Zentren müssen dem Kanton gemeldet werden, vor allem, wenn sie ausserhalb von Apotheken oder Praxen betrieben werden. Das geschieht jedoch nicht immer.
Oft ist es Aussage gegen Aussage.
Gerade bei solchen Zentren, die keinen Auftrag des Kantons haben, kann es vorkommen, dass sie schnelles Geld machen wollen. Oft sei es aber Aussage gegen Aussage: «Wir erhalten sehr viele Hinweise von Leuten, die im Nachhinein feststellen, dass etwas falsch gelaufen ist. Das Testzentrum sagt aber, sie hätten alles klar kommuniziert.»
Deshalb sei es wichtig, sich vorgängig zu erkundigen, was für ein Test jeweils gemacht wird, wofür er gebraucht werden kann und ob er etwas kostet. Im Zweifelsfall solle man zu den offiziellen Teststellen des Kantons gehen.
Kantone müssen kontrollieren
Seit Anfang Oktober ist es nicht mehr Sache des Bundes, diese Testzentren zu überprüfen, vielmehr sind nun die Kantone dafür zuständig. Diese scheinen etwas überrascht von der neuen Aufgabe zu sein. Bern beginnt erst jetzt damit, klare Anforderungen an die Testzentren zu definieren. «Wir sind daran, diese Merkblätter auszuarbeiten», sagt Gundekar Giebel. Zum Beispiel, welche Ausbildung die Mitarbeitenden haben müssen. Kontrollen führt der Kanton, zusammen mit der Polizei, erst ab nächster Woche durch.
In Zürich führt man bereits Stichproben durch, aber: «Wir haben nicht die Ressourcen, mit einer Patrouille durch den ganzen Kanton zu gehen», sagt Kantonsärztin Christiane Meier. Bei den bisherigen Kontrollen habe man aber nicht viele Verfehlungen festgestellt.
Testzentren schliessen wieder
In Zürich und Bern rechnen die Behörden damit, dass viele Testzentren bald wieder verschwinden. Sobald die Tests kostenpflichtig sind, werde es einen Preiskampf geben, bei dem kleinere Zentren nicht mithalten können, sagt Gundekar Giebel. «Durch den Wettbewerb wird der Preis sinken», ergänzt Christiane Meier.