Gesundheitsminister Alain Berset wählte am Donnerstagabend nach einem Treffen mit Vertreterinnen und Vertreter der Kantone deutliche Worte: «Die Kantone müssen bei den Impfungen und Corona-Tests vorwärtsmachen.» An Altersheimen und an Schulen müsse mehr getestet werden, insbesondere auch Menschen ohne Symptome.
«Dass dies wichtig ist, zeigt sich an der Positivitätsrate der Tests, die immer noch bei durchschnittlich zehn Prozent liegt», sagte Berset. Das sei nach wie vor zu hoch, um die Situation unter Kontrolle zu haben.
Täglich 525 Dosen pro 100'000 Einwohner
Ab Februar werde die Schweiz «mehr bis viel mehr» Impfdosen erhalten, versprach der Gesundheitsminister. Dementsprechend müsse auch die Zahl der Impfungen erhöht werden. Das Ziel ist ambitioniert: Ab Februar sollen in allen Kantonen täglich 525 Dosen pro 100'000 Einwohnerinnen und Einwohner verabreicht werden, dies an sieben Tagen pro Woche. Im Juni müsse die Impfkapazität dann dreimal höher sein, also täglich rund 1550 Dosen pro 100'000 Einwohner betragen.
Nach mehrmaliger Verschiebung des Termins versprach Berset zudem, dass ab Freitag zweimal wöchentlich über die Impfzahlen in allen Kantonen informiert werde. Die aufgeschaltete Statistik soll Aufschluss geben, wie viele Impfungen die Kantone bisher durchgeführt haben, wie viele Impfdosen verabreicht und wie viele Personen bereits geimpft wurden.
Berset erwähnte zudem die Lieferengpässe bei Pfizer/Biontech. Mit solchen Verzögerungen habe immer gerechnet werden müssen, trotzdem seien sie herausfordernd. Lukas Engelberger, Präsident der kantonalen Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK) räumte ein, dass die erste Zulassung des Pfizer/Biontech-Impfstoffs früher kam als ursprünglich erwartet.
Engelberger zeigte sich vor den Bundeshausmedien entsprechend selbstkritisch. «Es war in der Anfangszeit schwierig, Fahrt aufzunehmen. Wir wären gerne weiter im Prozess.»
Er habe Verständnis für die wachsende Ungeduld bei Menschen, die zur Risikogruppe gehören, und sich noch nicht haben impfen lassen können. «Die Kantone geben ihr Bestes», versicherte er. Die Impfaktion sei ein Mammutprojekt, das es im schweizerischen Gesundheitswesen seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben habe. Dem stimmte auch Alain Berset zu: «Das ist die grösste Impfaktion, die unser Land je gesehen hat.»
Kein Festtags-Effekt in den Fallzahlen
Lukas Engelberger betonte an der Medienkonferenz, dass die Lagebeurteilung der Kantone entsprechend vorsichtig sei. Es gebe aber keinen Festtags-Effekt in den Fallzahlen mehr, und diese seien nicht explodiert. «Die Menschen haben sich um die Weihnachtszeit sehr diszipliniert verhalten. Das schlägt sich in sinkenden Zahlen nieder.»
Es sei nun umso wichtiger, die geltenden Massnahmen weiterhin einzuhalten, so Engelberger. Die Reproduktionszahl liege gesamtschweizerisch unter 1. Die Auslastung der Intensivpflegeplätze bleibe zwar sehr hoch, jedoch nehme die Zahl der Covid-Patienten kontinuierlich ab. Erste Spitäler nutzen die frei werdenden Kapazitäten wieder, um verschobene Operationen nachzuholen.