Joana Silva stammt aus Brasilien und ist seit zehn Jahren in der Schweiz. Sie hat eigentlich einen anderen Namen, möchte aber anonym bleiben. Sie sitzt am grossen Sitzungstisch in der Basler Anlaufstelle für Sans-Papiers.
Silva trägt Plastikhandschuhe und erzählt über ihre Arbeit als Putzfrau. «Aber im Moment bin ich ohne Arbeit.» In den Haushalten, in denen sie putzt, leben Risikopatienten, ältere Menschen. «Ich muss jetzt eine Pause machen.»
Mehr Polizeikontrollen wegen Corona
Pause machen bedeutet für Joana Silva, dass sie kein Geld verdient. 1200 Franken verdiente sie vor der Corona-Krise im Monat. Zu wenig für ein normales Leben, ihr habe es knapp gereicht. Ohnehin sei ihr Leben schon vorher schwierig gewesen wegen der Angst vor Polizeikontrollen.
Zurück in ihr Land könne sie nicht, nach so vielen Jahren. Und jetzt, mit Corona? Sie habe doppelt so viel Stress – wegen finanzieller Sorgen. Aber sie habe auch mehr Angst, auf die Strasse zu gehen. Man falle schneller auf, weil weniger Menschen im öffentlichen Raum unterwegs seien.
Letztes Erspartes wird aufgebraucht
Fabrice Mangold von der Anlaufstelle für Sans-Papiers in Basel spricht von einer dramatischen Situation für viele während der aktuellen Corona-Krise. «Viele haben erhebliche Lohnverluste, bei einigen sind es 100 Prozent.»
Es gehe also um die Existenz, so Mangold. «Es gibt viele, die kaum mehr Erspartes haben und deswegen auf Unterstützung angewiesen sind, diese aber bei den eigentlichen Stellen nicht erhalten als Sans-Papiers.» Deshalb seien sie auf die Anlaufstelle für Sans-Papiers angewiesen.
Ohne Papiere gibt es keine Sozialhilfe
Sans-Papiers können keine Sozialhilfe beantragen. Und weil sie im Stundenlohn arbeiten, ist es schwierig für sie, Forderungen zu stellen – wie etwa jene, dass der Lohn weiter ausbezahlt werden soll, auch wenn das als Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ihr gutes Recht wäre.
Rund 200 Sans-Papiers bekommen zurzeit Geld von der Anlaufstelle, für die Miete, die Krankenkasse und Lebensmittel. Und es dürften noch mehr werden – je länger die Krise andauert und je mehr auch jene Sans-Papiers in Not geraten, die jetzt noch ein wenig Geld auf der Seite haben.