Der Bundesrat hat angesichts der angespannten Corona-Lage verschiedene Verschärfungen vorgeschlagen und in die Konsultation geschickt. Am Freitag wird er definitiv darüber entscheiden. «Unser Ziel ist ein Winter ohne Schliessungen und ohne Kapazitätseinschränkungen», so Gesundheitsminister Alain Berset im Interview.
SRF News: In meinem Umfeld sagen ganz viele Leute: Nicht schon wieder – hört das denn nie auf?
Alain Berset: Als wir am letzten Donnerstag von dieser grossen Mutation mit vielen Unbekannten erfahren haben, habe ich gedacht: Mist, jetzt kommt das wieder! Wir müssen mit dieser Realität leben, es gibt keine Alternative. Versuchen wir das Beste daraus zu machen und vorsichtig zu sein.
Zertifikatspflicht fast überall, auch bei kleinen Veranstaltungen in Kultur und Sport. Sogar im Privaten, wenn es mehr als elf Personen sind.
Wenn man sich zum Beispiel an Weihnachten mit 15 oder 20 Personen treffen würde, wollen wir damit sagen: Schaut bitte, dass alle geimpft, genesen oder getestet sind. Damit können wir alle helfen, das Risiko tief zu halten.
Und trotzdem überall Maskenpflicht, auch wenn das Zertifikat gilt!
Nicht im privaten Bereich, aber sonst schon. Wir versuchen, alles offenzuhalten, nicht so wie in anderen Ländern. Wenn man sieht, wie sich das entwickelt, diese Mischung aus der fünften Welle mit Delta und dieser Unbekannten mit Omikron, dann müssen wir nun restriktiv sein, um nicht im Januar oder Februar in eine ganz schwierige Situation zu geraten.
Sie schlagen auch Massnahmen im Büro vor – von Maskenpflicht bis hin zu einer strengen Homeoffice-Pflicht. Was befürworten Sie?
Es sind Vorschläge. Es gibt eine Vernehmlassung, und wir wollen die Diskussion mit den Kantonen, dem Parlament und den Sozialpartnern führen; um zu schauen, was man jetzt tun muss, um eine möglichst gute Situation für den Arbeitsbereich zu erreichen. Wir werden sehen, welche Option die beste ist.
Sie wollen Schliessungen um jeden Preis vermeiden. Keine geschlossenen Restaurants also und keine geschlossenen Läden?
Unser Ziel ist ein Winter ohne Schliessungen und ohne Kapazitätseinschränkungen.
Können Sie das garantieren?
Sicher nicht! Wir haben nun die schlechte Nachricht mit Omikron erhalten, wissen noch sehr wenig darüber. Das ist zwar kein Grund für Angst oder Panik. Aber wir müssen Respekt vor der Situation haben. Wenn es das Ziel ist, Schliessungen zu vermeiden, müssen wir etwas strikter sein, zum Beispiel mit einer Maskentragpflicht.
Was heisst das für Weihnachten?
Wir wissen, dass der Winter immer schwierig ist, die Saisonalität des Virus scheint ziemlich hoch zu sein. Aber wir haben heute eine bessere Situation als vor einem Jahr, und das soll es uns erlauben, alles offenzulassen, aber halt mit Zertifikat und für gewisse Orte mit Maske.
Österreich hat die Impfpflicht beschlossen. Am Nachmittag wurde bekannt, dass auch der neue deutsche Kanzler Olaf Scholz die Impfpflicht befürwortet. Werden wir an der Impfpflicht vorbeikommen in der Schweiz?
Wir haben immer gesagt: Bei uns ist die Impfung ein freiwilliger Akt, und das wollen wir respektieren.
Wann werden Sie die Massnahmen in Kraft setzen?
Die nächste mögliche Diskussion im Bundesrat wäre am Freitag. Frühestens einige Tage danach.
Nächsten Montag?
Frühestens!
Das Gespräch führte Urs Leuthard.