- Nach neusten Erkenntnissen zu den Langzeitfolgen des Coronavirus, auch Long Covid oder Post-Covid-19-Erkrankung genannt, ist rund jede fünfte erwachsene Person mit einer symptomatischen Covid-Infektion betroffen.
- Bei den Kindern kommt die Erkrankung bei drei Prozent derjenigen vor, die eine Infektion durchgemacht haben.
- Milo Puhan, Direktor des Instituts für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention an der Universität Zürich, stellte vor den Medien in Bern die neuesten Studien zum Thema vor.
Die Krankheit zeichne sich noch immer durch eine Vielzahl von Symptomen sowie eine Vielzahl von Verläufen aus. «Wir lernen immer mehr über den klinischen Verlauf der Post-Covid-19-Erkrankung», sagte Puhan.
Man wisse aber noch zu wenig, um wirksame Therapien gegen die Corona-Langzeitfolgen zu entwickeln. Die bisher grösste Befragung von 4000 Personen habe kürzlich gezeigt, dass typische Symptome wie Kurzatmigkeit und trockener Husten mit der Zeit abnähmen.
Anders die Entwicklung von kognitiven Beschwerden: Erschöpfungssymptome hielten länger an. Wer von Long Covid betroffen ist, kann laut Puhan in der Schweiz auf spezialisierte Angebote zugreifen. Er verwies etwa auf die Post-Covid-19-Sprechstunde des Universitätsspitals Zürich. Es sei aber wichtig, nicht nur auf die medizinischen Effekte der Krankheit zu schauen.
Hauri: Impf-Mythen entgegentreten
Für Rudolf Hauri, Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte (VKS), besteht die Gefahr, dass die Schutzmassnahmen gegen das Coronavirus wieder verschärft werden müssen. Schon bald werde sich zeigen, ob die derzeit geltenden Bestimmungen mit der erweiterten Zertifikatspflicht ausreichen, erklärte der Zuger Kantonsarzt in Bern vor den Medien.
Entscheidend ist aus Sicht Hauris nun, dass sich alle, die zu einer Impfung bereit sind, auch tatsächlich impfen lassen. Dafür brauche es einen Ausbau der niederschwelligen Impfangebote, wie sie die geplante nationale Impfoffensive vorsieht. Zugleich gelte es, Falschinformationen entgegenzutreten, so der Präsident der Kantonsärzte. Nebenwirkungen der Impfung seien selten und die Covid-Impfung für die Anbieter kein Geschäft, betonte er.
Handlungsbedarf bei der Qualität von Tests
Er wünsche sich baldige Klarheit im Hinblick auf eine mögliche Drittimpfung, sagte Hauri weiter. Er bekräftigte, dass die Kantonsärzte das Vorgehen der Zulassungsbehörde Swissmedic unterstützen. Handlungsbedarf sieht der VKS-Präsident bei der Qualität von Tests: Es dürfe nicht sein, dass Menschen mit Zertifikaten auf Grundlage mangelhafter Tests eine falsche Sicherheit vorgegaukelt werde, so Hauri.
«Wir sehen einen Trend hin zur Verschlechterung der Situation», sagte auch Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit beim Bundesamt für Gesundheit (BAG). Diese Trendwende in einigen Kantonen, kombiniert mit dem Schulbeginn und dem kalten Wetter, würde deutlich mehr Impfungen erfordern. «Es braucht mehr Impfungen, um Massnahmen lockern zu können.»