Alleinsein ist ein Zustand, Einsamkeit dagegen fühlt der Mensch. Und in der Pandemie hat dieses Gefühl zugenommen. Jeder dritte Mensch in der Schweiz leidet gemäss Studien an Einsamkeit. Auch Enea aus Bern: «Ich kenne das Gefühl gut, weiss, was es heisst, einsam zu sein.»
Enea heisst nicht Enea. Ihren richtigen Namen will sie nicht preisgeben. Sie ist Anfang 30, hat studiert, arbeitet, ist in einer Beziehung, hat eine Familie und einen Hund. «Mir würde man auf den ersten Blick wahrscheinlich auch nicht ansehen, dass ich mich einsam fühle», sagt Enea.
In diesem Pandemie-Jahr – nach überstandener Corona-Erkrankung – sei ihr Leidensdruck zu gross geworden, schildert Enea. Dann sei ihr die Idee gekommen, eine Selbsthilfegruppe für junge einsame Menschen zu gründen. Angesprochen werden Menschen zwischen 25 und 40 Jahren, jünger ginge auch.
Kaum Angebote für junge Menschen
Enea suchte Informationen zum Thema und fand fast nichts dazu. Keine Selbsthilfe gegen Einsamkeit und erst recht nicht für junge Erwachsene. Im Kanton Bern gibt es 232 Selbsthilfegruppen. Nur drei richten sich an junge Menschen. Immerhin entstünden nun mit Unterstützung des Vereins Selbsthilfe Bern vier neue. Eine davon ist jene von Enea.
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Schweizweit ist das Verhältnis ähnlich: 2700 Gruppen zählt Selbsthilfe Schweiz. Davon richten sich 39 explizit an junge Menschen. Jüngere Menschen seien nur schwer zu erreichen, teilt Selbsthilfe Schweiz mit. Das könne daran liegen, dass sich der grösste Teil der Selbsthilfegruppen mit Krankheiten beschäftige, die erst ab einem gewissen Alter zunehmen.
Aber man sei dran, die junge Selbsthilfe zu stärken, sagt Daniela Baumgartner von der Selbsthilfe Bern. «Das ist auch ein Grund, weshalb es seit 2019 das nationale Projekt ‹Junge Selbsthilfegruppe› gibt. Die Arbeitsgruppe trifft sich regelmässig und schaut, welche Angebote es braucht, um die Jungen zu Selbsthilfe zu motivieren.»
Angst vor Stigmatisierung
Dass es in der Schweiz nur wenige Angebote für Junge gebe, habe wohl auch damit zu tun, dass junge Menschen die Angst vor Stigmatisierung stärker beschäftige als ältere, so Baumgartner. Sie sehe das auch so, sagt Enea: «Hilfe zu suchen ist etwas, das stigmatisiert ist» und vielleicht helfe ihre Gruppe dabei, Ängste und Schamgefühle vor der Selbsthilfe abzubauen.
Sieben Personen haben sich in der Gruppe von Enea bereits ein erstes Mal getroffen, coronabedingt virtuell. Das sei ein Anfang – gegen Einsamkeit und für mehr junge Selbsthilfe in der Schweiz, so Enea.