Ein typischer Tag im Homeoffice: Am Morgen im Pyjama die dringendsten Mails beantworten, am Nachmittag das Hemd anziehen und an der virtuellen Sitzung teilnehmen – und dazwischen immer mal wieder nach dem Auflauf im Ofen schauen.
Homeoffice galt anfänglich als «Verbannung» an den heimischen Schreibtisch. Nun wird Heimarbeit als Privileg wahrgenommen. Dies zeigt eine Umfrage des Beratungsunternehmens Deloitte. Die meisten Angestellten wollen auch nach der Pandemie nicht mehr so oft im Büro arbeiten.
Der Mix aus Homeoffice und Büro macht es aus
Eine grosse Mehrheit der Büroangestellten (88 Prozent) will laut Umfrage zukünftig nicht mehr jeden Arbeitstag im Büro verbringen. Knapp zwei Drittel der Befragten (62 Prozent) wollen auch nach der Pandemie an bestimmten Tagen zuhause arbeiten. 26 Prozent möchten sich endgültig vom Büro verabschieden und komplett im Homeoffice bleiben. Ganz ins Büro zurückkehren wollen immerhin 12 Prozent.
Unternehmen müssten sich deshalb rasch überlegen, wie sie zukünftig die Arbeit organisieren wollen. Laut Deloitte-CEO Reto Savoia ist klar, dass flexible Arbeitsmodelle für Unternehmen ein Muss sind. «Es ist einfach die Realität, da der Talentmarkt immer noch sehr umkämpft ist. Und wenn wir unseren Mitarbeitern diese Option nicht bieten, dann verlieren wir sie einfach an eine Konkurrenz.»
Produktiver im Homeoffice?
Im Homeoffice lauern zwar Ablenkungen, doch die Umfrage zeigt: Die Produktivität scheint am heimischen Arbeitsplatz nicht zu leiden. Zumindest aus Sicht der Arbeitnehmenden.
Beinahe die Hälfte der Angestellten (47 Prozent) hat gar den Eindruck, dass sie im Homeoffice produktiver sind als mit ihren Kollegen zusammen im Büro. Lediglich 16 Prozent glauben, dass sie zuhause weniger produktiv arbeiten, während für 37 Prozent die Produktivität gleich geblieben ist.
Gewisse Aufgaben könnten effizienter und produktiver zuhause erledigt werden, aber: «Viele der Aktivitäten, die gerade die Schweiz so stark gemacht haben, nämlich im produktiven Bereich und im wertschöpfungsintensiven Bereich, dort dreht sich schlussendlich alles um Innovation, neue Ideen und Teamarbeit», räumt Savoia ein. «Wir müssen wettbewerbsfähig bleiben und ich glaube nicht, dass wir dies erreichen, wenn die Leute nur noch zuhause arbeiten.»
Ein gesunder Mix sei zwingend, betont Savoia. Ausserdem machten für einen Hochkostenstandort wie die Schweiz 100-prozentige Homeoffice-Modelle wenig Sinn. Auch wegen der Auslagerungstendenzen: «Man fragt sich dann: Müssen die Mitarbeitenden wirklich in der Schweiz sein?»
Die soziale Komponente fehlt am meisten
Die Umfrage zeigt, dass das Homeoffice seine Tücken mit sich bringt. Neben Platzproblemen (20 Prozent) und fehlender Infrastruktur (22 Prozent) stellt allen voran der fehlende Austausch für viele Büroarbeiter (44 Prozent) die grösste Herausforderung dar.
Savoia sieht in diesem Punkt eine grosse Chance für Arbeitgeber. Unternehmen könnten das Bedürfnis nach persönlichen Kontakten mit Kunden und Kollegen wie auch die gezielte Nutzung der Digitalisierung «zu einem attraktiven Gesamtpaket zusammenführen».