Hände waschen, Abstand halten: das sind wichtige Regeln, um zu verhindern, dass sich das Coronavrus noch stärker verbreitet. In Gefängnissen oder in Asylzentren ist Hände waschen und Abstand halten aber schwierig. Darum müssen die Behörden diese Menschen schützen. Menschen, die sich auf engstem Raum aufhalten. So die Idee, nicht immer geht das.
Im Bundesasylzentrum in Basel haben die 200 Menschen, die dort leben, keine Möglichkeit, sich und ihre Mitmenschen vor einer Ansteckung zu schützen.
Heftige Vorwürfe der Mitarbeitenden
Vor zehn Tagen wurde im Bundesasylzentrum Bässlergut der erste positive Corona-Fall bei einer Betreuungsperson bestätigt. Es folgten zwei weitere Fälle – alle drei Infizierten betreuten unbegleitete minderjährige Asylsuchende. Trotz positivem Befund ihrer Betreuer mussten die jungen Asylsuchenden weiter in die Schule gehen – bis diese letzte Woche schloss.
Die Angestellten des Asylzentrums hätten sich dafür eingesetzt, dass die Jugendlichen in Quarantäne kommen, um die anderen Bewohnerinnen und Bewohner und die Schule zu schützen – ohne Erfolg. Wer entschied, dass die jungen Asylsuchenden weiter in die Schule und nicht in Quarantäne sollen, ist nicht klar.
Asylsuchende in «Pseudo-Quarantäne»
Das Basler Gesundheitsdepartement – und damit der Kantonsarzt – verweist auf den Bund. Also auf das Staatssekretariat für Migration (SEM). Dort heisst es, man habe den weiteren Schulbesuch der Jugendlichen mit den kantonsärztlichen Behörden abgestimmt. Die Vorwürfe, die von mehreren Angestellten des Bundesasylzentrums kommen, gehen weiter. Sie wollen anonym bleiben.
Eine der Auskunftspersonen hält in einem schriftlichen Statement fest, sie seien ungenügend geschützt: «Ausserdem sind viele Asylsuchende bei uns krank. Sie werden nicht getestet und sind in Pseudo-Quarantänen. Die anderen werden weiter rausgelassen. Null Schutz. Der Kantonsarzt ist von Anfang an involviert gewesen und hat das Vorgehen gutgeheissen.»
Wir haben einige Risikopatienten. Asylsuchende, die nicht separiert werden. Obwohl das schon lange bekannt ist. Es ist unerträglich.
Die Angestellten des Asylzentrums sagen, ausgerechnet in einer Einrichtung des Bundes für Flüchtlinge, würden die Vorgaben des Bundesrates nicht befolgt. Etwa 200 Flüchtlinge lebten in Basel im Bundesasylzentrum – die meisten von ihnen schliefen in 12er-Zimmern. Bei der Essensausgabe seien sie praktisch Schulter an Schulter. Abstand halten sei für sie nicht möglich.
Auch nicht für die Risikopatientinnen und -patienten, die nach wie vor im Asylzentrum leben: «Wir haben einige Risikopatienten. Asylsuchende, die nicht separiert werden. Obwohl das schon lange bekannt ist. Es ist unerträglich.» Es geht um Menschen mit Diabetes oder Asthma oder HIV-Infizierte.
SEM kündigt weitere Massnahmen an
Das SEM weist die Vorwürfe zurück. Dazu Vizedirektorin Cornelia Lüthy: «Ich kann bestätigen, dass das SEM die Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit in den Asylzentren befolgt. Insbesondere hinsichtlich der Hygienemassnahmen, Isolierzimmer, Abstand halten und den Umgang mit Verdachtsfällen.»
In der Region Basel wird nächste Woche ein anderes Asylzentrum geleert, um Raum für erkrankte Asylsuchende zu schaffen, bestätigt das SEM. Was die ganze Schweiz betrifft, will das SEM auf seinen Entscheid zurückkommen, einen Teil der Asylzentren stillzulegen – um so mehr Platz für die Asylsuchenden zu schaffen.