Das Kloster Ingenbohl im Kanton Schwyz hat laut eigenen Angaben ein gutes Schutzkonzept – und trotzdem haben sich von den 280 Schwestern des Klosters ganze 50 mit dem Coronavirus angesteckt. Eine ist daran gestorben. Besonders hart traf es auch das Kapuzinerkloster Schwyz, wo sich von den 16 Mönchen die Hälfte infiziert hat – zwei sind gestorben.
Diese und weitere Meldungen zeigen: Wenn das Virus seinen Weg hinter Klostermauern findet, kann es grossen Schaden anrichten. Das liegt zum einen daran, dass Klosterfrauen und Mönche in grossen Gemeinschaften leben und sich das Virus deshalb schnell verbreiten kann. Dann gehören viele Ordensleute aufgrund des hohen Alters zur Risikogruppe – im Kloster Ingenbohl etwa ist die durchschnittliche Bewohnerin 80 Jahre alt.
Beschnittenes Gemeinschaftsleben
Wie gehen die Klöster mit dieser Anfälligkeit um? In Ingenbohl reagierten die Schwestern mit strikter Abschottung. Die positiv getesteten kamen in ein separates Haus mit Isolationszimmern. «Mittlerweile hat sich die Situation beruhigt», sagt Schwester Tobia Rütimann, die Provinzoberin und Vorsteherin des Klosters. Es seien keine weiteren Fälle hinzugekommen und kürzlich hätten die letzten Schwestern die Isolation verlassen können.
Obwohl sich die Lage beruhigt hat, hält man in Ingenbohl an den strengen Massnahmen fest. «Das Gemeinschaftliche des Klosterlebens mussten wir stark beschneiden», so die Provinzoberin. Die Schwestern würden beispielsweise nur noch in kleinen Gruppen oder ganz allein auf dem Zimmer essen – und nicht mehr an einem Tisch mit 50 anderen.
Besuchsverbot in Baldegg
Während der Kontakt unter den Klosterfrauen eingeschränkt ist, wurde jener nach aussen praktisch unterbunden. Das Kloster Ingenbohl ist nicht mehr öffentlich zugänglich, das Klostercafé geschlossen. Ganz ähnlich hat auch das Kloster Baldegg im Luzerner Seetal auf die Pandemie reagiert. Die Schwestern dürfen ihre Verwandten und Bekannten ausserhalb des Klosters nicht mehr besuchen und können auch selbst keinen Besuch mehr empfangen.
«Die fehlenden sozialen Kontakte machen am meisten zu schaffen», sagt Schwester Zita Estermann, die Vorsteherin des Klosters. Sie ermuntere ihre Mit-Schwestern deshalb, öfters zum Telefonhörer zu greifen oder Briefe zu schreiben. «Belastend ist auch, dass wir ständig auf der Hut sein müssen und gewisse Schwestern die Massnahmen aus Altersgründen nicht wirklich verstehen.» Oft müsse sie diese deshalb daran erinnern, wie man die Maske richtig trägt und dass Abstand halten wichtig ist.
Zuversicht durch Glauben
Ansonsten versuchen die Schwestern des Klosters Baldegg möglichst an ihrem normalen Alltag festzuhalten. Das gebe Halt, sagt Zita Estermann. «Wir beten und singen nach wie vor miteinander, halten aber Abstand in der Kapelle.» Das gemeinsame Singen würden sie besonders vermissen, wenn es nicht mehr erlaubt wäre. «Obwohl wir eine Maske tragen müssen, klingt es gar nicht so schlecht», so die Kloster-Vorsteherin.
Auch für Urban Federer, Abt des Klosters Einsiedeln, sind Beten und Singen wichtige Stützen. Er staune jedoch, wie entspannt seine 50 Mitbrüder mit der Situation umgehen würden – Angst spüre er keine. «Das liegt einerseits an unserer Geschichte, das Kloster hat schon verschiedene Seuchen wie die Pest durchgemacht. Wir wissen, das gehört zum Leben.» Andererseits helfe auch der Glaube. «Krankheit und auch der Tod gehören zum Leben.»