Die Aufregung vor einem Monat war gross, als die Selbsttests verfügbar waren, es bildeten sich sogar Warteschlangen vor Apotheken. Dies, obwohl die Selbsttests teilweise in der Kritik standen, sie seien zu wenig zuverlässig. Wie steht es heute um die Selbsttests? Und welchen Einfluss haben sie auf die Verbreitung des Coronavirus in der Schweiz?
10 Millionen Tests abgeholt
Das Mini-Labor mit fünf Selbsttests für zu Hause: einfach, praktisch und gratis. Zehn Millionen Selbsttests wurden bisher in den Apotheken abgeholt. Der Apothekerverband Pharmasuisse schätzt, dass rund ein Drittel der Schweizer Bevölkerung solche Selbsttests daheim hat.
Aber sind zehn Millionen Selbsttests viel oder wenig? Martine Ruggli, die Präsidentin von Pharmasuisse zeigt sich zufrieden mit der Zahl.
Es ist eigentlich viel.
Die ganz kleinen Kinder teste man nicht, die zehn Millionen Selbsttests seien daher eigentlich viel. «Wir müssen zudem auch daran denken, dass es ungefähr eine Million Personen gibt, die geimpft sind. Vielleicht ist bei ihnen der Bedarf an diesen Tests kleiner. Also, das ist schon sehr gut», sagt Ruggli.
Tatsächlicher Einfluss kaum messbar
Doch was haben die Selbsttests gebracht? Der Einfluss ist kaum messbar – weil die Daten fehlen. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) schreibt, dass nicht erhoben werde, wie viele Personen mit einem positiven Selbsttest schliesslich noch einen offiziellen PCR-Test machen würden.
Es wird nicht erhoben, wie viele Personen nach einem positiven Selbsttest auch einen PCR-Test machen.
«Die Personen werden erst erfasst, wenn sie einen PCR-Bestätigungstest machen lassen», so das BAG. Sie könnten daher nicht von Personen mit Symptomen unterschieden werden, die ebenfalls einen PCR-Test machen lassen.
Tests oder Impfen?
Der Selbsttest ist nur ein Pfeiler der nationalen Test-Strategie. Zu dieser gehören auch Massentests in Unternehmen und Schulen. Doch verliert diese Test-Offensive nun an Bedeutung – weil immer mehr Personen die Möglichkeit erhalten, sich impfen zu lassen?
Laut Didier Trono von der Covid-Taskforce sind die Tests weiterhin wichtig: «Die Tests bleiben extrem wichtig für alle Personen mit Symptomen, für alle Orte, an denen man Cluster beobachtet – also wenn man jemanden Positives findet und konsequent Massnahmen ergreifen will.»
Trono warnt zudem: Test- und Impfstrategie seien noch immer gleichbedeutend. «Das ist dieselbe Frage wie: Was ist wichtiger am Morgen – die Hose oder das Hemd anzuziehen?»
Wir müssen beides vorantreiben, wir müssen achtsam bleiben.
Man müsse beides vorantreiben und achtsam bleiben – «bis wir in der Bevölkerung eine Immunität von 70 bis 80 Prozent erreichen.» Und dazu brauche es die ganze Bevölkerung, die sich impfen lässt.
Neue Selbsttestrunde beginnt
Die Kisten mit den neuen Selbsttests stehen bereit. Solch ein grosser Ansturm wie vor einem Monat werde für die zweite Abholrunde jedoch nicht erwartet. Aber die Leute würden wissen, wann sie ihre neuen fünf Tests abholen könnten, sagt die Präsidentin von Pharmasuisse. «Und sie kommen auch wieder», so Ruggli.
Nebst dem Selbsttest von Roche ist ab Montag auch eine Alternative verfügbar: jener des US-Medizintech-Unternehmens «BD», dem Swissmedic eine Ausnahmebewilligung erteilt hat.