Woher weiss man, welche Nebenwirkungen Covid-19-Vakzine haben? Das nationale Pharmacovigilance Zentrum der Heilmittelbehörde Swissmedic nimmt Meldungen über Nebenwirkungen von Arzneimitteln entgegen. Dabei arbeitet es mit dem internationalen Zentrum für Arzneimittelsicherheit der WHO zusammen. Dies ist wichtig, um Zugang zur internationalen Datenbank zu erhalten, in der weltweit Nebenwirkungen auf Arzneimittel gesammelt werden.
Warum ist das Erfassen in der Datenbank wichtig? Durch die konsequente Weiterleitung dieser Informationen können bisher unerkannte Risiken aufgedeckt werden. Denn erst nach der Markteinführung eines Arzneimittels können die Wirkungen auf eine grössere Gruppe als die in der Studie beobachtet werden.
Was wird gemeldet? Gemäss Schweizer Heilmittelgesetz müssen schwerwiegende, bisher unbekannte sowie weitere medizinisch wichtige unerwünschte Wirkungen gemeldet werden. Es reicht, wenn nur schon der Verdacht besteht, dass das Medikament einen Zusammenhang mit einer Wirkung hat. Ausserdem wird jede Meldung individuell angeschaut und bei Bedarf abgeklärt. Dies kann bei einem Todesfall sogar die Anordnung einer Autopsie sein.
Wer meldet die Nebenwirkungen? Gesetzlich dazu verpflichtet sind Ärztinnen und Apotheker. Die meisten Meldungen (aktuell rund 83 Prozent) kommen von diesen Fachpersonen. Patientinnen und Patienten dürfen freiwillig Meldung machen, per Formular oder beim Arzt. Bisher sind knapp 500 Meldungen von Privaten eingegangen, mehr als zwei Drittel von Frauen. Swissmedic erklärt dies damit, dass – vor allem zu Beginn der Impfkampagne – wegen der Alterspyramide mehr Frauen geimpft wurden. Ausserdem weisen Studien darauf hin, dass Frauen eine geringere Hemmschwelle haben, einen Arzt aufzusuchen und Nebenwirkungen zu melden.
Allerdings geht man bei Swissmedic auch davon aus, dass nicht alle Nebenwirkungen gemeldet werden. «Es gibt eine Dunkelziffer», sagt Mediensprecher Alex Josty. «Vermutlich ist sie eher höher als tiefer.»
Das passiert dann? Das Pharmacovigilance Team aus medizinischen Fachpersonen überprüft, ob die täglich einige Dutzend Meldungen vollständig sind, ergänzt sie, wenn nötig, nach Rückfrage bei Patientin und Ärztin, und ordnet sie nach Impfstoff und Schweregrad der Reaktion. Es überprüft sie nach neuen Risiken und vergleicht sie mit Meldungen im Ausland. Jede Meldung wird in die Statistik der WHO eingespeist.
Gibt es bei Pfizer/Biontech wirklich weniger Nebenwirkungen? Sieht man sich die neuesten Zahlen an, so werden für Moderna zahlenmässig mehr Nebenwirkungen gemeldet. Auch wird bei Moderna von mehr schwerwiegenden Fällen berichtet. Fakt sei aber, dass in den klinischen Studien beide Impfstoffe ungefähr gleich viele Nebenwirkungen haben, erklärt der Swissmedic-Sprecher. Dass man mehr von Moderna-Nebenwirkungen höre, liege wohl auch daran, dass mehr Moderna-Vakzine verimpft werden. Die Anzahl Meldungen je Impfstoff entsprächen ungefähr der verimpften Menge in der Schweiz.
Und schliesslich würden Nebenwirkungen von Person zu Person anders empfunden. Swissmedic sei aber dankbar für jede einzelne Meldung. «Sie hilft uns, zu lernen und neue Erkenntnisse über Nebenwirkungen bei Impfungen zu erhalten.»