Die Gesundheitsbehörden in den Kantonen sind beunruhigt: Zum einen verbreiteten sich aggressivere Cornona-Mutationen auch hierzulande stetig. In Portugal und Australien werden Teile des öffentlichen Lebens deshalb bereits wieder heruntergefahren.
Es gibt viele Leute, die sind nicht gegen das Impfen, es ist ihnen aber nicht so wichtig.
Auf der andern Seite macht sich auch hierzulande eine gewisse Impfmüdigkeit breit. Der Basler Kantonsarzt Thomas Steffen sagt es so: «Es gibt Leute, die sind nicht gegen das Impfen, aber es steht bei ihnen nicht im Vordergrund. Dann haben wir eine stattliche Anzahl von Migranten, die sich aus Unwissenheit nicht impfen lässt.»
Gezielte Kampagnen für Impfmuffel und Migranten
Hier möchte der Kanton Basel-Stadt ansetzen. Er hat deshalb mit prominenten Vertreterinnen und Vertretern aus den verschiedenen Ausländergruppen Kontakt aufgenommen.
Migranten sind teilweise schlecht über das Impfen informiert.
Sie sollen ihre Landsleute mit gezielten WhatsApp-Nachrichten ansprechen und auf die Vorteile des Impfens hinweisen. «Migranten sind zum Teil sehr schlecht informiert», sagt Thomas Steffen weiter. Deshalb sei die Impfquote bei ihnen etwa halb so hoch wie bei den Einheimischen.
Die nächste Gruppe sind die «Impfmuffel», also jene Zeitgenossen, denen das Impfen nicht so wichtig ist.
Die Impfmuffel sitzen häufig in ländlichen Gemeinden.
Hier soll eine Kampagne des Bundes schweizweit für den nötigen Schub sorgen.
Landbevölkerung steht abseits
In Baselland hat der Kantonale Krisenstab festgestellt, dass die Impfbereitschaft bei der ländlichen Bevölkerung nur etwa halb so hoch ist wie in der Agglomeration oder in den grossen Gemeinden.
«Die Impfmuffel sitzen häufig in ländlichen Gemeinden», heisst es. Deshalb schickt der Kanton Impfteams in die kleinen und abgelegenen Gemeinden. Bei ihnen können sich Interessierte ohne Voranmeldung impfen lassen.
Kanton Bern mit vielfältigem Angebot
Im Kanton Bern haben die Behörden schon vor Längerem eine erhöhte Impfabstinenz in den abgelegenen Gebieten festgestellt.
Deshalb kurvt seit einem Monat ein Impftruck durch die Gemeinden im Berner Oberland und im Berner Jura. Täglich können so 510 Impfdosen verabreicht werden.
Um besser an die sozial Schwachen heranzukommen - auch sie sind weit weniger geimpft als andere - werden sie via Sozialdienste kontaktiert. «So erreichen wir etwa 50 000 Personen», sagt ein Behördensprecher. Auch mit dem Imam in Bern oder einer angesehenen türkischstämmigen Ärztin stehe man in Kontakt, damit diese auf ihre Landsleute einwirken können. Und seit Kurzem kann man ohne Voranmeldung in die Berner Impfzentren einmarschieren.
Impfung in Aargauer Shopping-Zentren
Der Kanton Aargau will Impfungen im August und September auch in ausgewählte Shopping-Zentren von Coop und Migros anbieten. Zudem kann man im ganzen Aargau zu bestimmten Zeiten ohne Voranmeldung in die Impfzentren gehen. In Solothurn gab es beispielsweise auch einen Lehrerinnen- und Lehrerimpftag, ein Kinderimpftag ist geplant.
Zürich will Randständige besser erreichen
Die Stadt Zürich will Obdachlosen, Menschen mit Suchtproblemen oder Sans-Papiers eine Corona-Impfung ermöglichen. Seit einigen Tagen können sich Randständige im Ambulatorium Kanonengasse ohne viel Bürokratie impfen lassen. Eine erste Bilanz zeigt: Schon über 100 Menschen haben das Angebot genutzt.
Andere Kantone sind noch zurückhaltender
In vielen andern Kantonen hat es vereinzelte Impftage ohne Voranmeldung gegeben, Impftage in Firmen mit hohem Ausländeranteil oder spezielle Aufrufe.