Zur Crypto-Affäre hat Bundesrätin Viola Amherd (Die Mitte) bisher eisern geschwiegen. Im «Rundschau talk» hat sie nun erstmals Stellung genommen und richtet den Blick in die Zukunft: Eine Spionage-Aktion wie damals mit der Crypto AG würde sie zum heutigen Zeitpunkt nicht bewilligen, sagte die Chefin des Eidgenössischen Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS).
«Wenn man mit anderen Ländern zusammenarbeiten will, soll man diese nicht auf diese Art und Weise ausspionieren», so Amherd. Ausserdem müsse man die gesetzlichen Grundlagen einhalten, betonte sie. Die Mitte-Bundesrätin sagte auch: «Ich würde eine solche Aktion heute nicht bewilligen.» Amherd stellt klar: Die damalige Abhörkation sei vom Bundesrat «nicht bewilligt» worden.
Klare Absage der Verteidigungsministerin
Die Verteidigungsministerin erteilt also Spionage-Aktionen wie sie damals mit der Crypto AG geschehen sind eine klare Absage. Die Aussage hat Gewicht – schliesslich müssen solche Aktionen künftig wohl dem Bundesrat unterbreitet werden.
Wenn man mit anderen Ländern zusammenarbeiten will, soll man diese nicht auf diese Art und Weise ausspionieren
Das empfiehlt auch die Geschäftsprüfungsdelegation des Parlaments (GPDel) dem Bundesrat in ihrem Untersuchungsbericht zur Crypto-Affäre.
Keine Aussage über die Vergangenheit
Die damaligen Ereignisse rund um die Crypto AG und die Beteiligung des Schweizer Nachrichtendienstes wollte Verteidigungsministerin Amherd nicht kommentieren.
Ich würde eine solche Aktion heute nicht bewilligen.
Amherd wies aber darauf hin, dass die diesbezüglichen Aktivitäten des damaligen Nachrichtendienstes vom Bundesrat nicht bewilligt worden seien. Der Bundesrat werde im Juni offiziell Stellung nehmen zum Crypto-Untersuchungsbericht und zu den Empfehlungen der GPDel.
Die Schweiz profitierte von der Abhöraktion
Die Crypto AG – eine Herstellerin von Chiffriergeräten – war ab den 1970er-Jahren im Besitz des deutschen Bundesnachrichtendienstes (BND) und der US-amerikanischen CIA. Dank «Hintertüren» in den Crypto-Geräten konnten sie geheime Kommunikation dutzender Länder entschlüsseln.
Nach dem Ausstieg des BND behielt die CIA weiter die Kontrolle über die Crypto AG und liess den Schweizer Nachrichtendienst ab den Nullerjahren an der gigantischen Spionage-Aktion teilhaben. Die Spionageoperation lief bis zur Aufspaltung der Firma im Jahr 2018.