SRF-Recherchen in Zusammenarbeit mit ZDF und «Washington Post» zeigten Anfang Woche: Mutmasslich bis 2018 wurde die Firma Crypto AG von der CIA dazu genutzt, ausländische Staaten über manipulierte Chiffriergeräte abzuhören.
Zahlen des Staatssekretariat für Wirtschaft Seco zeigen nun: Auch nach der Jahrtausendwende wurden Aufträge für Chiffriertechnologie im Umfang von rund 350 Millionen Franken bewilligt. In den Jahren 1997 bis 1999 – so weit reichen die Zahlen zurück – waren es noch einmal Krypto-Exporte im Umfang von rund 100 Millionen Franken gewesen.
Es ist naheliegend, dass es sich dabei grossmehrheitlich um Exporte der Firma Crypto AG handelt. Die Firma hatte in der Schweiz in diesem Zeitraum mit einer Ausnahme, der inzwischen liquidierten Omnisec AG, kaum namhafte Konkurrenten.
Irak-Deal gescheitert
Besonders auffällig: Im Jahr 2016 wurde ein besonders lukrativer Auftrag bewilligt. Es war ein Millionen-Export in den Irak. Damals ging es um die Lieferung von abhörsicheren Telefonen an ein «ziviles irakisches Ministerium», wie ein Seco-Mitarbeiter verlauten liess.
Ob es sich dabei um Produkte der Firma Crypto AG handelte, will das Seco heute auf Anfrage nicht beantworten. Man könne zu einzelnen Firmen keine Auskunft erteilen. So oder so sei das Irak-Geschäft laut Antragssteller nie zustande gekommen. Das Geschäft taucht in der Statistik auf, weil das Seco nur Zahlen zu den bewilligten Aufträgen veröffentlicht, zu den tatsächlich verkauften gibt es keine.
Unter den Top-Abnehmern der Technologie finden sich darüber hinaus Länder wie Venezuela, Libyen und Algerien – nicht unbedingt Staaten, die in einem guten Verhältnis zu den USA und deren Geheimdienst CIA stehen.
Bei den Kryptotechnik-Exporten handelt es sich um sogenannte «Dual-Use-Güter» – also um Güter, die sowohl zivil als auch militärisch verwendet werden können. Zusammen mit den «besonderen militärischen Gütern» – beispielsweise Trainingsflugzeugen, Funksystemen oder Tarnmaterial – werden jene im Güterkontrollgesetz (GKG) reguliert. Das Seco ist zuständig für die Ausfuhrkontrolle.
Rundschau, 12.2.2020, 20.05 Uhr