- Seit einem Vierteljahrhundert hat sich das Zweierticket bei Bundesratswahlen als Norm herauskristallisiert.
- Im gesamten letzten Jahrhundert, im Zeitalter des Einertickets also, hievte das Parlament in jeder fünften Wahl einen «wilden» Kandidaten ins Amt.
- Der Politologe Lutz von der Universität Lausanne hält für die heutige Wahl bei FDP und CVP zwei Zweiertickets für wahrscheinlich.
Der Einervorschlag ist heute verpönt: Seit 25 Jahren hat sich das Zweierticket bei Bundesratswahlen als Norm etabliert. Der Vorteil für die Parteien: Sie behalten so mehr Kontrolle.
So sagt der Politologe Georg Lutz von der Universität Lausanne: «Der Druck auf das Parlament ist bei einer Auswahl schon gross, dass dann die Vereinigte Bundesversammlung wirklich aus diesen zwei oder drei Tickets auswählt.»
Ausnahmen: Wahl von Samuel Schmid und Widmer-Schlumpf
Das funktionierte in den letzten 25 Jahren auch meist – Ausnahmen waren etwa die Wahl von Samuel Schmid oder Eveline Widmer-Schlumpf. Im ganzen letzten Jahrhundert hingegen, im Zeitalter des Einertickets also, hievte das Parlament in jeder fünften Wahl einen wilden Kandidaten ins Amt, wie Lutz berechnete.
Bei den letzten beiden Bundesratswahlen hingegen war die Auswahl noch einmal grösser: Erst zum zweiten und dritten Mal gab es gar Dreiervorschläge. Solche breiten Tickets haben nach Auffassung von Lutz für die Parteien den Vorteil, «dass nicht die Partei bestimmte Gruppen oder bestimmte Landesregionen, die vertreten sein wollen, desavouieren muss, sondern diesen Entscheid dann mehr oder weniger direkt an die Vereinigte Bundesversammlung delegieren kann.»
Mit der Ticketgrösse wächst das Risiko für Parteien
Praktischerweise bleiben bei grösseren Tickets auch weniger enttäuschte Kandidaten zurück. Allerdings wachse mit der Ticketgrösse auch das Risiko, sagt Lutz. «Je mehr Kandidierende es gibt, desto schwieriger ist es natürlich, für die Parteien, falls sie denn eine Präferenz haben, auch zu steuern, wer dann am Schluss Einsitz nimmt.» Aus einem Dreiervorschlag kann das Parlament also durchaus eine Person wählen, die von der Partei nicht favorisiert wird.
Für die Ticketwahl bei FDP und CVP hält Lutz denn auch zwei Zweiertickets für die wahrscheinlichste Variante. Es wäre die Rückkehr zur Norm des letzten Vierteljahrhunderts.