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Debatte im Ständerat Die Armee soll mehr Geld erhalten – das «Wie» gibt zu reden

Der Ständerat hat zwar den 15-Milliarden-Fonds versenkt. Dafür gesteht er der Armee in den kommenden vier Jahren vier Milliarden zu.

Die zweite Sessionswoche hat ganz im Zeichen der Armee begonnen. In einer zweistündigen Debatte hat die kleine Kammer den 15-Milliarden-Fonds für die Ukraine und die Armee behandelt – und der Forderung ihrer Sicherheitspolitischen Kommission eine klare Absage erteilt.

Soldaten in Tarnkleidung mit Gewehren beim Marschieren auf einer Wiese.
Legende: Der Fonds sollte – unter Aushebelung der Schuldenbremse – 10.1 Milliarden Franken für den zusätzlichen Finanzbedarf der Armee in den Jahren 2025 bis 2030 decken. Weitere fünf Milliarden Franken hätten für die Ukraine eingesetzt werden sollen. Keystone/JEAN-CHRISTOPHE BOTT (27.05.2020)

Es handelte sich um die grundlegende Frage: Darf das Parlament ein Gesetz zur Finanzierung eines 15 Milliarden Franken schweren Fonds für die Armee und den Wiederaufbau in der Ukraine verabschieden, obwohl die Schuldenbremse dies eigentlich nicht zulässt?

Unsere Armee ist heute für verschiedenste Aufgaben vorbereitet – aber nicht für die Verteidigung.
Autor: Marianne Binder-Keller Ständerätin (Mitte/LU)

Eine Mitte-Links-Allianz hatte das Vorhaben zunächst unterstützt. Die Schuldenbremse erlaube Ausnahmen, wenn es sich um ausserordentliche Ausgaben handele. Dies sei eindeutig der Fall, argumentierte die Aargauer Mitte-Ständerätin Marianne Binder-Keller: «Unsere Armee ist heute für verschiedenste Aufgaben vorbereitet – aber nicht für die Verteidigung.» Auch Parteikollegin Andrea Gmür-Schönenberger (LU) sieht die ausserordentliche Lage gegeben.

Breiter Widerstand, selbst von Links

Widerstand kam von SVP, FDP, aber auch aus der Mitte-Fraktion und von Links. Josef Dittli (FDP/UR) kritisierte die Umgehung der Schuldenbremse. «Das verstösst gegen Verfassung und Gesetz.» Auch die Finanzkommission des Ständerats war gegen den Fonds.

Umgehung der Schuldenbremse verstösst gegen Verfassung und Gesetz.
Autor: Josef Dittli Ständerat (FDP/UR)

Gründe man den Fonds und statte man ihn mit 15 Milliarden Franken aus, müsste der Betrag gemäss Verfassung und Gesetz in sechs Rechnungsjahren abgeschrieben werden, also mit 2.5 Milliarden Franken im Jahr, rechnete Peter Hegglin (Mitte/ZG) vor. Budget-Restriktionen wären die Folge davon.

Bundesrat stellte sich gegen Milliardenfonds

Verteidigungsministerin Viola Amherd plädierte zwar für die rasche Wiederherstellung der Verteidigungsfähigkeit der Armee. Aber wegen der düsteren Haushaltslage hätten Bundesrat und Parlament das Ziel bereits von 2030 auf 2035 verschoben.

Stimmen aus dem Ständerat

Mit dem Nein des Ständerates ist die Motion vom Tisch.

Armee erhält vier zusätzliche Milliarden

Mehr Geld wird der Armee dennoch zugesprochen: Der Ständerat hat den Zahlungsrahmen für die Armee in den Jahren 2025 bis 2028 um vier Milliarden Franken auf 29.8 Milliarden Franken erhöht. Beim Rüstungsprogramm möchte er 660 Millionen Franken mehr ausgeben. Zugutekommen soll dieses Geld der Luftabwehr.

Abstimmungsergebnis mit 27 Ja-Stimmen, 17 Nein-Stimmen, 1 Enthaltung.
Legende: Mit der Anhebung des Zahlungsrahmens will der Ständerat sicherstellen, dass das Armeebudget bis 2030 den Zielwert von 1 Prozent des Bruttoinlandproduktes erreicht. Er folgte in diesem Punkt mit 27 zu 17 Stimmen bei einer Enthaltung seiner Sicherheitspolitischen Kommission (SIK-S). Screenshot/parlament.ch

In beiden Punkten setzten sich die Bürgerlichen gegen die Ratslinke durch. Sie vertraten die Ansicht, angesichts der Sicherheitslage in Europa müsse die Schweiz ihre Verteidigungsfähigkeit schnell verbessern.

Eine Zweier-Minderheit der vorberatenden Kommission – bestehend aus Franziska Roth (SP/SO) und Mathias Zopfi (Grüne/GL) – wollte bei den Anträgen des Bundesrats bleiben. Er bestreite den höheren Bedarf der Armee nicht, sagte Zopfi. Es sei aber unklar, wo die höheren Ausgaben kompensiert werden sollten. Roth kritisierte die Prioritäten der Kommission, da sie wenig Nutzen gegen Cyberangriffe und Desinformation sah und das meiste Geld an Stellen eingesetzt werde, wo die Risiken am geringsten seien.

Lieferfristen bei Rüstungsgütern

Die Bedrohung durch territoriale Kriege in Europa nehme zu, betonte dagegen Kommissionssprecherin Andrea Gmür-Schönenberger (Mitte/LU). Die Lücken in der Verteidigungsfähigkeit der Schweiz seien dringend zu schliessen, mahnte auch Werner Salzmann (SVP/BE).

Das Geschäft geht an den Nationalrat.

Echo der Zeit, 03.06.2024, 18 Uhr ; 

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