5G sei in der Bevölkerung breit abgestützt – nur eine kleine, aber laute Minderheit kämpfe gegen den neuen Mobilfunkstandard: Zu diesem Fazit kommt eine heute veröffentlichte repräsentative Studie des Forschungsinstituts gfs.bern. In Auftrag gegeben hat sie die Organisation «Chance 5G». Wirklich überraschend ist dieses Ergebnis also nicht. Interessanter ist dessen Zeitpunkt.
Denn die Diskussion um 5G läuft bereits seit mehreren Jahren. Die Organisation «Chance 5G» hat sich aber erst im letzten Sommer formiert. Finanziert wird sie vom Dachverband der Telekom-Branche und seinen Mitgliedern – von den grossen Firmen wie Swisscom, Sunrise, Ericsson, Huawei und Cellnex. Bei «Chance 5G» wirken aber auch Parlamentarier aus praktisch allen Parteien mit – ausser den Grünen.
Die Branche hat bei 5G den Fokus lange eher auf das Marketing denn auf politisches Lobbying gelegt.
«Vielleicht hat die Branche den Widerstand, den es in der Bevölkerung gibt, unterschätzt», sagt SRF-Bundeshausredaktor Gaudenz Wacker. «Die Branche hat bei 5G den Fokus lange eher auf das Marketing denn auf politisches Lobbying gelegt.» Parallel dazu wurden von der Gegenseite bereits zahlreiche Demonstrationen durchgeführt und Zehntausende von Unterschriften gesammelt – sei es für Einsprachen oder Volksinitiativen.
Für uns ist es ein Rätsel, wie eine Studie zu einem solch 5G-freundlichen Ergebnis kommen kann.
Zur Gegenseite gehört der Verein «Schutz vor Strahlung», der sich gegen den Bau neuer Mobilfunkanlagen wehrt. Bei ihm heisst es heute auf Anfrage von SRF: «Für uns ist es ein Rätsel, wie eine Studie zu einem solch 5G-freundlichen Ergebnis kommen kann. Wir beobachten, dass Betroffene jeweils problemlos Unterschriften zusammenkriegen, wenn es darum geht, sich gegen 5G-Antennen zu wehren.» Die Telekom-Branche nimmt den Widerstand gegen 5G nun also offensichtlich ernster.
Gleichzeitig mit der Präsentation der Studie hat «Chance 5G» eine Petition an den Bundesrat gestartet, um die leise Bevölkerungsmehrheit gegenüber der «lauten Minderheit» sichtbarer zu machen.
In Bundesbern wehte 5G bislang ein strenger Wind entgegen: Der Ständerat hat bereits zweimal Vorstösse versenkt, mit denen die Grenzwerte für Mobilfunkanlagen hätten gelockert werden sollen. Im Frühling schockierte dann der Bundesrat die Telekom-Branche regelrecht, als er beschloss, die Grenzwerte für Strahlenbelastung nicht zu lockern.
Die Weltgesundheitsorganisation hat Mobilfunkstrahlen schon vor einigen Jahren als potenziell krebserregend eingestuft. Eine eindeutige Antwort, wie schädlich Mobilfunkstrahlen sind und ob die Strahlen von 5G eine andere Dimension darstellen, gibt es aber nicht.
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