- Die Berner Kantonspolizei ist am Donnerstagabend erneut mit Gummischrot und Wasserwerfern gegen Teilnehmer einer unbewilligten Corona-Demonstration vorgegangen.
- Insgesamt etwa 800 Massnahmenkritikerinnen und -kritiker hatten sich an der Kundgebung beteiligt. Verletzt wurde niemand.
Zunächst hatte die Polizei einen Umzug vom Bahnhof in die Altstadt und zurück toleriert. Im Rummel des Abendverkaufs zogen die Massnahmengegner durch die Gassen und skandierten «Liberté» (Freiheit). Viele trugen Blumen als Zeichen des friedlichen Widerstands.
Laut Angaben der Ordnungskräfte wurden aber zum Teil auch Pyrotechnika gezündet. «Es kam auch zu Angriffen mit Wurfgegenständen gegen unsere Einsatzkräfte. In der Folge mussten der Wasserwerfer, wie auch Gummigeschosse und Reizstoff eingesetzt werden», sagte Polizeisprecherin Isabelle Wüthrich.
Zu mehreren Einsätzen mit Wasserwerfern und Gummischrot kam es nach 21 Uhr, als sich Demonstrierende Richtung Bundeshaus bewegen wollten, wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur Keystone-SDA berichtete. Laut Polizei versuchten mehrere Personen, vor dem Bundeshaus eine Sperre zu durchbrechen. Sie wurden zurückgedrängt.
Auch in der Gegend rund um den Bahnhof spielten sich chaotische Szenen ab. Die Polizei führte zahlreiche Personenkontrollen durch. Es kam zu rund 60 Wegweisungen. Laut der Polizei wurden 13 Demonstrierende auf einen Polizeiposten gebracht. Davon seien sieben Personen der Polizei bereits bei ähnlichen Kundgebungen aufgefallen.
Sie müssten mit Anzeigen rechnen, unter anderem wegen Landfriedensbruch, Gewalt und Drohung gegen Beamte, erklärte Wüthrich von der Kapo. Die Sicherheitskräfte hätten auch verschiedene Gegenstände sichergestellt, wie etwa Messer und Schraubenzieher.
Auch Vermummungsmaterial sei konfisziert worden, hiess es am frühen Freitagmorgen. Verletzte hat es gemäss den bisherigen Informationen weder bei der Polizei noch unter den Demonstranten gegeben.
Bundesplatz abgeriegelt
Den Bundesplatz hatte die Polizei schon am frühen Abend mit Gittern abgeriegelt und Polizisten in Kampfmontur postiert. Vor dem Bundeshaus hatte es am Donnerstag vergangener Woche Ausschreitungen gegeben, gegen welche die Polizei ebenfalls mit Wasserwerfern, Reizmittel und Gummischrot vorgegangen war.
Das grosse Aufgebot hat sich leider als nötig herausgestellt.
Schon damals lag keine Bewilligung für die Kundgebung vor. Die Berner Stadtregierung hatte daraufhin angekündigt, sie wolle keine unbewilligte Demonstration mehr tolerieren. Die Polizei habe diese nicht im Keim ersticken können, weil sie sonst unbeteiligte Dritte gefährdet hätte, sagt Sicherheitsdirektor Reto Nause. Er attestierte der Polizei einen guten Einsatz. «Das grosse Aufgebot hat sich leider als nötig herausgestellt.»
Am Rand der Demo habe es auch Scharmützel von Massnahmengegnern und Linksautonomen gegeben. Nause war am Abend vor Ort und kam zum Schluss, dass der Unmut in der Bevölkerung mit jeder Demo grösser werde. Einmal mehr sei der gesamte öffentliche Verkehr stundenlang zum Erliegen und das öffentliche Leben beeinträchtigt worden.