Eine Woche nach den Ausschreitungen auf dem Bundesplatz droht der Stadt Bern ein weiterer heikler Abend: Massnahmengegnerinnen und -gegner wollen am Donnerstag erneut demonstrieren. Ohne Bewilligung. Der Aufruf kursierte unter anderem auf dem Online-Kanal der «Freiheitstrychler».
Doch nun ruft Christoph Blocher diese zur Zurückhaltung auf: «Ich empfehle ihnen, daheim zu bleiben», sagt der SVP-Vordenker in der SRF-«Rundschau». Es gebe Situationen, in denen man gegen Demonstrationsverbote verstossen müsse. «Aber die Situation ist nicht so schlimm, dass man das Verbot übertreten muss», sagt Blocher.
Unterdessen sind auch die «Freiheitstrychler» umgeschwenkt: Am Mittwochmittag erklärten sie, sie würden nun doch nicht in Bern demonstrieren am Donnerstag.
«Treichler sind Naturburschen»
Im Grundsatz aber verteidigt der frühere Justizminister die «Freiheitstrychler» im Zusammenhang mit Auftritten an unbewilligten Demonstrationen wie im letzten April in Altdorf. Die Behörden hätten seinerzeit willkürlich gewisse Demonstrationen verboten und andere zugelassen, kritisiert Christoph Blocher.
Er habe die Treichler gern. Es seien Naturburschen. Sie würden angefeindet, nur weil sie eine andere Meinung zu den Corona-Massnahmen hätten. Angesprochen auf Aufrufe aus dem Umfeld der Treichler zu Störaktionen gegen Impfaktionen, antwortet Blocher: Davon wisse er nichts.
Angriffe gehören dazu
Der frühere SVP-Bundesrat und -Chefstratege freut sich über den Zulauf, den seine Partei dank ihres Widerstands gegen die Corona-Massnahmen hat. Militante Stimmen höre er nicht in der Partei. Dass SVP-Gesundheitsdirektoren in den Kantonen eine andere Haltung zum Beispiel zum Covid-Zertifikat hätten, sei normal.
Die massive Kritik aus dem eigenen rechten Lager, mit der zum Beispiel die Zürcher SVP-Regierungsrätin Natalie Rickli konfrontiert ist, gelte es auszuhalten: «Junge Regierungsräte – das habe ich gesehen – ertragen das schlechter als die erfahrenen Politiker.»