Hinter der Gründung des Kantons Jura steckt eine lange, emotionale Geschichte, die bis heute ihre Spuren im Verhältnis zwischen Jurassierinnen und Berner hinterlassen hat. Am 23. Juni 1974 stimmte das Jurassische Stimmvolk knapp für eine Abspaltung vom Kanton Bern. Wir schauen zurück, wie es dazu kam und welche Meilensteine der Kanton danach noch zu bewältigen hatte.
9. September bis 2. Oktober 1947:
Angefangen hat alles mit dem Grossrat Georges Moeckli. Dieser bewirbt sich 1947 für das Baudepartement des Kantons Bern, wird aber von der deutschsprachigen Mehrheit des Berner Grossen Rates abgelehnt. Die Begründung: Einem Romand könne solch ein wichtiges Departement nicht anvertraut werden.
Daraufhin protestieren 2000 Menschen in Delsberg, wodurch ein Komitee zur Verteidigung der Interessen des Jura gegründet wird.
22. Juni 1962: Gründung der Gruppe Bélier
15 Jahre später gründet sich die aktivistische Gruppe Bélier, bestehend aus jungen, separatistischen Jurassiern. Die Gruppe führt über die Jahre mehrere, zum Teil umstrittene Aktionen zur Emanzipation des Kantons Jura durch.
2. September 1962 bis 9. Juni 1966 – Die Fronten verhärten sich:
Es entsteht eine weitere separatistische Bewegung, die Jurassische Befreiungsfront. Die Untergrundbewegung scheut keine Gewalt: Die Aktivisten legen Brände bei Gebäuden von Antiseparatisten. Später verüben sie sogar Sprengstoffdelikte, wie beispielsweise die Sprengung einer Berner Kantonalbankfiliale in Delsberg. Die Anführer der Bewegung werden verhaftet und zu Gefängnisstrafen verurteilt.
23. Juni 1974 – Erste Abstimmung:
Die Stimmbevölkerung der sieben Jura-Bezirke stimmt zum ersten Mal zur Jurafrage ab. Die Vorlage wird mit 36'802 Stimmen gegen 34'057 knapp angenommen.
7. September 1975 – Moutier will bei Bern bleiben:
In einer dritten Abstimmung entscheiden 14 Gemeinden entlang der neuen Kantonsgrenze über ihre Zugehörigkeit. Nur Moutier stimmt mit knapper Mehrheit gegen einen Kantonswechsel. Daraufhin wird auf den Strassen Moutiers randaliert. Es kommt zu Zusammenstössen zwischen Autonomisten und der Berner Polizei.
24. September 1978 – Eidgenössische Volksabstimmung:
Die Schweizer Stimmbevölkerung – und alle Kantone – stimmen mit 82.3 Prozent für die Gründung eines neuen Kantons Jura. Dieser besteht aus den Bezirken Delsberg, Pruntrut und Freiberge.
1. Januar 1979 – Jura wird eigenständiger Kanton:
Am 1. Januar 1979 wird der Jura zum 26. Kanton der Schweiz.
28. März 1984 – Die Berner Finanzaffäre der «schwarzen Kassen»:
Ein bernischer Finanzkontrolleur deckt auf, dass geheime Gelder zur Beeinflussung der jurassischen Abstimmung geflossen sind. Die Berner Regierung muss einräumen, dass sie Hunderttausende Franken illegal an die antiseparatistische Bewegung gezahlt hat.
7. Januar 1993 – Bomben explodieren in Berner Altstadt:
Christophe Bader, ein junger Separatist, stirbt bei einem versuchten Bombenanschlag in der Berner Altstadt. Eine weitere Bombe beschädigt das Haus der Antiseparatisten in Courtelary. Der Angriff bildet den Anfang einer Anschlagsserie.
25. März 1994 – Unterzeichnung zur Konfliktlösung:
Am 25. März haben die Kantone Jura und Bern unter der Schirmherrschaft des Bundes das Abkommen zur Einrichtung der Interjurassischen Versammlung (IJV) unterzeichnet. Die IJV soll den Jura-Konflikt politisch lösen.