Das Facebook-Profil zeigt einen jungen Mann, die schwarzen Haare sauber und kurz geschnitten. Dann ein Foto im Cockpit eines Kleinflugzeugs. Fliegen sei seine wahre Leidenschaft, erklärt Serafin Curti. Er wolle Pilot werden, habe auch bereits den militärischen Vorkurs absolviert.
Das passt nicht zum gängigen Bild eines jungen Aufmüpfigen. Stimmt, sagt Curti. Er wisse politisch auch nicht, wo er hingehöre. «Meine Ideen kommen aus der Mitte, von der Linken oder auch von der Rechten.» Er denke nicht, dass man ihn gut einordnen könne. Das wolle er auch gar nicht.
Dem politischen Protest hat er sich aber auch ohne politische Heimat verschrieben. Sein Antrieb ist die Sache: der Widerstand gegen Abbau in der Bildung – und sein Ehrgeiz. Dieser sei eine Familienkrankheit. «Wenn uns etwas in den Kopf geht, bringen wir es nicht mehr raus. Wir tun dann alles dafür, dass das funktioniert», sagt er.
Wenn uns etwas in den Kopf geht, bringen wir es nicht mehr raus.
Organisation über Social Media
Vor vier Jahren war es eine Meldung auf dem Newsportal 20 Minuten, die sich ihm in den Kopf setzte: Der Kanton Luzern plane, seine Schüler als Sparmassnahme eine Woche mehr in die Ferien zu schicken, las er, während er selber im Unterricht sass. «Das ist schweizweit und international peinlich», sagt Curti. Gerade in der reichen Schweiz gehe es nicht, dass ein Kanton «es nicht auf die Reihe bringt, seine Finanzen so zu regeln, dass er nicht seine Schulen schliessen muss».
Während der gleichen Schulstunde habe er einen Freund angeschrieben und ihm gesagt, man müsse etwas unternehmen – der Grundstein für die Gründung eines neuen Schülerverbands. Heute hat dieser Verband Vorstand, Statuten und einen Präsidenten: Serafin Curti.
Über Facebook und Whatsapp erreichte der Verband Schülerinnen und Schüler anderer Kantonsschulen, bald sogar auch aus anderen Kantonen. Man ist vernetzt, strukturiert, und es wird effizient geplant – auch am heutigen Protesttag. Jedes Detail ist organisiert, Bewilligungen sind eingeholt, Zusatzwagen für den Zug sind bestellt.
Bisher wenig Erfolg
Unter Jugendprotesten stellte man sich bis anhin Anderes vor. Für Curti geht es aber vor allem darum, ernst genommen zu werden. «Wir sind der absoluten Überzeugung, dass das nur dann passieren kann, wenn wir Professionalität vermitteln. Es muss zwingend sein, dass dieser Protest friedlich und legal ist und dementsprechend bewilligt wurde.»
Es wird wiederkommen, solange die Regierung nicht endlich einen Schritt auf uns zu macht.
Nur so habe man eine Chance, bei Parlament und Regierung Gehör zu erhalten, sagt Curti. Wobei das bis jetzt noch nicht funktioniert habe, was man ihm auch entgegenhält. Die Proteste und Petitionen der letzten vier Jahre, sie seien zwar tatsächlich erfolglos geblieben, aber «gerade dann soll man weitermachen und die Sachen grösser machen», sagt er.
Er wolle der Regierung zeigen, dass es den Schülern nicht passe und dass man nicht aufhöre, bevor sich etwas ändere. «Es wird wiederkommen, solange die Regierung nicht endlich einen Schritt zu uns macht, und auf gleicher Ebene mit uns kommuniziert.»
Hier ist er wieder zu spüren, der Ehrgeiz und der Kampfgeist des jungen Luzerners. Als Kleinflugzeug-Pilot ist Serafin Curti durchgestartet, die Fluglizenz hat er in der Tasche. Ihm ist zuzutrauen, dass er auch als Pilot der Schülerproteste nicht ruhen wird, bis seine Pläne zum Fliegen kommen.