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Container türmen sich wie Hochhäuser
Aus Regionaljournal Basel Baselland vom 11.07.2024. Bild: KEYSTONE/Gaetan Bally
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Der unterschätzte Transportweg Wieso Basel das Tor der Schweiz zu den Weltmeeren ist

Dank den Rheinhäfen in Basel hat das Binnenland Schweiz Zugang zum Meer und damit zum Welthandel. Gleichzeitig übernehmen die Häfen eine wichtige Funktion in der Landesversorgung.

Hier türmen sich Container wie Hochhäuser. Mittendrin: der Hafenkran. Er hebt tonnenschwere Container von den Frachtschiffen, Zügen oder Lastwagen in die Luft und platziert sie gezielt auf den korrekten Stapeln.

Präzisionsarbeit sei das, fast wie Tetris, sagt Daniel Kaufmann, Geschäftsführer der Contargo AG, die das Containerterminal betreibt: «Dies vor allem, wenn man sieht, wie er hier einen Container in eine eigentliche Containerschlucht heben muss.»

Ein riesiger, gelber Container-Kran hebt einen blauen Container auf.
Legende: Präzisionsarbeit: Der grösste Container-Kran der Schweiz türmt Container aus aller Welt auf. Keystone/Gaetan Bally

Contargo AG ist ein internationales Logistikunternehmen, das auf Container spezialisiert ist. «Wir sind ein trimodales Terminal», sagt der Geschäftsführer. Trimodal bedeutet, dass drei verschiedene Transportarten bedient werden können: Schiffe, Lastwagen und Güterzüge. Zum Terminal führt der Rhein, aber auch Gleise und eine Strasse.

Im Vordergrund treibt ein Frachtschiff im Rhein, dahinter stehen Güterzüge auf Schienen und ein grosser Kran.
Legende: Der Rheinhafen in Kleinhüningen ist trimodal: Man erreicht ihn auf dem Wasserweg, der Schiene und dem Landweg. Keystone/Gaetan Bally

«Wir bringen die Waren von den grossen Seehäfen in Antwerpen oder Rotterdam nach Basel», so Daniel Kaufmann. Rund um die Uhr, im 24-Stunden-Betrieb kommen so ganze Küchen, Gartenmöbel, Werkzeuge, Kleidung und viele weitere Güter in die Schweiz.

Zehn Prozent der Schweizer Importe und Exporte laufen über die drei Rheinhäfen: im Basler Quartier Kleinhüningen und in den Basler Vorortgemeinden Birsfelden BL und Muttenz BL. Sie sind die Verbindung des Binnenlands Schweiz zu den Weltmeeren.

Das Wasser als Transportweg werde unterschätzt, sagt Florian Röthlingshöfer, Direktor der Schweizerischen Rheinhäfen: «Ein Binnenschiff kann etwa die Ladung von zwei bis drei Güterzügen transportieren».

Durch ein staubiges Fenster sieht man im Hintergrund den Rhein, davor Containertürme und graue Berge an Rohstoffen.
Legende: Blick aus dem Getreidesilo auf den Containerhafen und das Rohstofflager. Keystone/Gaetan Bally

Rund fünf Millionen Tonnen Güter werden jährlich in den Rheinhäfen auf dem Wasser umgeschlagen, dazu kommen noch rund drei Millionen Tonnen mit dem Zug.

Ein Binnenschiff kann die Ladung von zwei bis drei Güterzügen transportieren.
Autor: Florian Röthlingshofer Direktor Schweizerische Rheinhäfen

Aber nicht alle Güter verlassen die Rheinhäfen wieder. Ein Teil bleibt – unter anderem im ältesten Getreide-Silo der Schweiz. Das Bernoulli-Silo hat Platz für bis zu 11'000 Tonnen Getreide. Das ist aber nur ein Bruchteil dessen, was moderne Silos fassen, von denen zehn im Rheinhafen in Kleinhüningen stehen. Ihr Fassungsvermögen: insgesamt 175'000 Tonnen.

In einem grossen industriellen Raum hat es viele Rohre, durch die das Getreide in die Lager läuft.
Legende: Im Getreidesilo sortieren Rohre das Getreide. Gelagert wird es in den unteren Stockwerken. Keystone/Gaetan Bally

Der Rheinhafen hat damit auch eine Lagerfunktion. Das sei wegen der Landesversorgung vorgeschrieben, sagt Arnold Berndt vom Bundesamt für Verkehr: «Es betrifft vor allem Brenn- und Treibstoffe und Getreide. Sollten alle Zufahrtswege in die Schweiz blockiert sein, können wir mit den Vorräten in den Silos drei, vier Monate überbrücken.»

Ich kann mich an keine Hochwasser-Phase erinnern, die so lange andauerte wie die im Sommer 2024.
Autor: Jelena Roth Schweizerische Rheinhäfen

Auch um dieses Pflichtlager aufzufüllen, braucht es einen offenen Rhein. Gerade in diesem Jahr gab es aber besonders viele Sperrtage für die Schifffahrt. «Ich kann mich an keine Hochwasser-Phase erinnern, die so lange andauerte wie die im Sommer 2024», sagt Jelena Roth, Mediensprecherin der Schweizerischen Rheinhäfen.

2024 entwickelt sich denn auch zum Ausreisser: Bereits im ersten Halbjahr wurde der Rhein bei Basel während 22 Tagen für die Schifffahrt gesperrt – im ganzen letzten Jahr waren es 10 Tage.

Die Rheinschifffahrt kämpft aber auch, wenn der Rhein besonders wenig Wasser führt. Eine Niedrigwasser-Sperre gebe es nicht, sagt Roth, aber: «Die Schiffer können dann weniger laden, und je nach Wasserstand lohnt sich die Fahrt für sie nicht mehr.»

Der tiefere Rhein

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Legende: Ein Bauschiff mit einem Bagger ist 2018 auf dem Rhein für die Bauarbeiten zur Korrektur der Schifffahrtsrinne. KEYSTONE/Georgios Kefalas

Um die Schifffahrt möglichst selten unterbrechen zu müssen, buddelte man den Rhein in Basel 2018 aus: Er wurde 30 Zentimeter tiefer. «Mit der Korrektur der Schifffahrtsrinne wollen wir die Erreichbarkeit der Häfen sicherstellen und damit die Versorgungssicherheit erhöhen», sagte Florian Röthlingshöfer, Direktor der Schweizerischen Rheinhäfen, damals. Gemeint waren vor allem jene in Muttenz (BL) und Birsfelden (BL). Ist der Rhein 30 Zentimeter tiefer, bedeute dies nämlich 300 bis 340 Tonnen mehr Ladung, die Frachtschiffe transportieren könnten. Mit der Vertiefung wollte man umgehen, dass Basel die Stelle ist, die die Rheinschifffahrt beispielsweise nach einem trockenen Sommer ausbremst.

Das ausgehobene Material – Kies, Sedimente und Fels – nutzte man, um die Rheinböschung ökologisch aufzuwerten.

Nicht alle Sperrungen sind aber der Natur geschuldet: Die nächste Sperrung ist voraussichtlich während des 1. August-Feuerwerks, welches in Basel auf dem Rhein gezündet wird.

Regionaljournal BS/BL, 11.7.2024, 11:40 Uhr ; 

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