Der Gasthof zum Schwanen – nahe der Kathedrale in der Freiburger Altstadt – steht leer, seit bald einem Jahr. Nun hat die katholische Kirche das Gebäude übernommen. Sie will es renovieren und das Restaurant Ende Jahr neu eröffnen. Will die Kirche ihre Mitglieder zur Völlerei verführen?
Bischof Charles Morerod schmunzelt beim Treffen in seinem Büro: «Jesus hat oft mit Leuten gegessen und getrunken, er hat sie damit kaum in Versuchung geführt.»
Vor Jahren kreierte das Bistum ein eigenes Brot, dann folgte das eigene Spezialbier, nun die eigene Beiz – was bezweckt das Bistum damit? Das alles sei ein möglicher Weg, mit Menschen in Kontakt zu kommen, die nicht zur Kirche gehen, sagt der Bischof. «Wenn wir nur mit den Leuten reden, die in die Kirche kommen, haben wir nur mit einer Minderheit Kontakt.» Auch mit anderen Menschen zu reden, sei wichtig: «So können wir vieles besser verstehen.»
Jesus hat oft mit Menschen zusammen gegessen und getrunken.
Also will die Kirche mit dem Restaurant missionieren? «Nicht aktiv», sagt Pierre Wermelinger. Er arbeitet als Animator bei der katholischen Kirche und wird das Restaurant leiten. Aber die christlichen Werte zeigen, das wolle man durchaus. «Die Menschen können sich vom Evangelium berühren lassen.»
Christliche Werte vorleben
Christliche Werte im Restaurant? Für Pierre Wermelinger heisst das zum Beispiel, dass man umweltfreundliche und lokale Produkte auf die Teller bringen will, dass alle Menschen willkommen sind und dass die Angestellten faire Arbeitsbedingungen haben.
Geld verdienen wolle die Kirche mit dem Restaurant nicht. Wie viel die katholische Kirche in den Kauf und die aufwändige Renovation des Gebäudes steckt, gibt sie nicht bekannt.
Kontakt zu kirchenfernen Menschen finden und christliche Werte vorleben – das will also die katholische Kirche mit ihrem Restaurant in Freiburg. Und natürlich gehe es ums Essen und Trinken, sagt Bischof Morerod: «Wenn wir Christen sind, sind wir nicht weniger Menschen.»