Das Fossilienteil, das Yolanda Schicker auf die Stahlvorrichtung schiebt, ist kleiner als ein Tennisball. Es gehört zum Schwanz des insgesamt fast 12 Meter langen Skeletts des Tyrannosaurus Rex mit dem Namen «Trinity». Kurz darauf klatschen sich die Fachleute des Sauriermuseums Aathal in der Zürcher Tonhalle euphorisch ab. Der T-Rex steht.
Der Saurierhandel boomt
Auch wenn sie sich mit Fossilien auskennen: Für sie alle sei es eine Premiere, einen T-Rex aufstellen zu dürfen, sagt Kuratorin Yolanda Schicker: «Es erfüllt mich mit sehr viel Ehrfurcht und Genugtuung, dass ich so etwas machen darf.»
Komplette Skelette sind höchst selten. Auch dieses musste aus drei unterschiedlichen Tieren zusammengesetzt und mit Kunststoffteilen angereichert werden, um es zu vervollständigen. In den kommenden zwei Wochen kann die Öffentlichkeit das Fossil in Zürich bestaunen. Am 18. April startet dann die Auktion. Das Startgebot liegt bei 5 Millionen Dollar.
Umstrittenes Geschäft mit Skeletten
Für wie viel Geld «Trinity» am Ende versteigert wird, darüber wollen die Verantwortlichen der Auktion nicht spekulieren. Wie begehrt solche Skelette sind, zeigte die Versteigerung des T-Rex-Skeletts «Stan» im Jahr 2020. Dieses ging für ganze 31.8 Millionen Dollar an einen unbekannten Käufer. «Trinity», dessen Knochen in den USA entdeckt wurden, wird erst das dritte vollständige Skelett eines T-Rex sein, das weltweit versteigert wird.
Dieses Wettbieten wird in der Wissenschaft auch kritisch gesehen. Öffentliche Institutionen und Museen hätten gegen reiche Privatpersonen oft das Nachsehen. So könnte wertvolles Forschungsmaterial verloren gehen, so die Befürchtung.
Der Zürcher Professor Hugo Bucher, lange Jahre Direktor des paläontologischen Instituts der Universität Zürich, würde sich wünschen, dass solche wertvollen Fossilien nicht in Privatbesitz übergehen dürfen: «Ich finde, dass solche wertvollen Stücke der Forschung und dem Publikum zur Verfügung stehen sollten.»
In gewissen Ländern wie Kanada oder China sind solche Fundstücke automatisch Staatseigentum. Das findet Hugo Bucher die bessere Lösung als solche Versteigerungen: «Wenn das Stück privat gekauft wird, dann wird es verschwinden. Und wir wissen nicht, wohin, oder wer der Käufer ist. Das finde ich problematisch.»
Leihgabe an Museen
Wer «Trinity» verkaufen möchte, ist nicht bekannt. Den aussergewöhnlichen Auftrag, ein ganzes T-Rex-Skelett zu versteigern, hat ein Zürcher Auktionshaus bekommen. Nachdem sie bereits einmal einen Flugsaurier versteigert hätten, seien sie aus den USA für den Verkauf des Tyrannosaurus angefragt worden, sagt Cyril Koller vom gleichnamigen Auktionshaus.
Die Befürchtungen der Wissenschaft versucht er zu entkräften. Dass die Fossilien nach dem Kauf weggesperrt würden, sei ein Klischee: «Sehr viele dieser Käufer und Sammler freuen sich, wenn sich die Wissenschaft dafür interessiert», sagt Koller. So würden die wertvollen Stücke oft an Museen ausgeliehen: «Allermeistens versuchen diese Leute, die Fossilien der Öffentlichkeit und der Wissenschaft zugänglich zu machen.»
Auch ihnen sei es wichtig, das 67 Millionen Jahre alte Skelett der Schweizer Öffentlichkeit zu zeigen. Rund zwei Wochen lang steht es in der Zürcher Tonhalle. Danach kommt es unter den Hammer.