Der Ukraine-Gipfel auf dem Bürgenstock ist vorbei – ein politisches Treffen, so hochrangig wie es die Schweiz selten zuvor organisiert hat. Und sie hat die Aufgabe gut gemeistert, finden die meisten. Doch das Ergebnis lässt Raum für Diskussionen und Interpretationen.
Für Bundespräsidentin Viola Amherd ist klar: «Wir haben erreicht, was unter den Vorzeichen zu erreichen war.»
Ukraine-Gipfel auf dem Bürgenstock: die besten Bilder
SVP-Nationalrat Franz Grüter, der in der Aussenpolitischen Kommission sitzt, widerspricht. Das sei keine ehrliche Antwort. Für Grüter nämlich ist der Gipfel ein Misserfolg, weil Russland nicht eingeladen war und weil am Ende Schlüsselländer wie Indien, Südafrika oder Brasilien nicht einmal das Schlusskommuniqué mitgetragen hätten. «Dadurch hat sich die Schweiz in eine Rolle hineinmanövriert, die in der Position eines möglichen neutralen Vermittlers nicht weiterhilft.» Die Schweiz hätte das Terrain sorgfältiger vorbereiten müssen, sagt Aussenpolitiker Grüter.
Noch vor einem halben Jahr hat man unserem Land vorgeworfen, zu wenig für die Ukraine zu tun.
Doch es ist nur die SVP, die eine negative Bilanz zieht. SP-Nationalrat Fabian Molina lässt normalerweise kaum ein gutes Haar an der Ukrainepolitik des Bundesrats – ausser jetzt: «Noch vor einem halben Jahr hat man unserem Land vorgeworfen, zu wenig für die Ukraine zu tun. Diese Stimmen sind verstummt. Weltweit wird der Schweiz zugebilligt, dass wir in der Lage sind, ganz unterschiedliche Akteure für den Frieden zusammenzubringen. Und das nimmt auch Druck von unserem Land.»
Der Gipfel als Befreiungsschlag
Lob kommt auch von FDP-Ständerat und Aussenpolitiker Damian Müller. Er würdigt den diplomatischen und sicherheitstechnischen Effort der Schweiz. Bundespräsidentin Viola Amherd und Aussenminister Ignazio Cassis hätten etwas gewagt. «Sie haben auch Risiko für sich getragen, indem sie jetzt diese Konferenz einberufen haben. Es hat alles wirklich gut funktioniert.» Wer inhaltlich mehr erwartet habe, sei naiv. Der Bürgenstock sei ein Startpunkt für einen weiteren Dialog.
Es ist ein Erfolg, dass auch die kritischen Staatsvertreter überhaupt gekommen sind.
Nichts von der Kritik hält auch Mitte-Präsident Gerhard Pfister. Natürlich sei es schade, dass nicht alle das Schlusskommuniqué unterzeichnet hätten. Aber: «Es ist ein Erfolg, dass auch die kritischen Staatsvertreter überhaupt gekommen sind.»
Geschafft hätten das Aussenminister Ignazio Cassis und Pfisters Parteikollegin Viola Amherd. «Das wird untrennbar mit dem Wirken von Viola Amherd als Bundespräsidentin verbunden sein», sagt der Mitte-Präsident. Ein Satz, der wie eine persönliche Würdigung der Bundespräsidentin an einem möglichen Karrierehöhepunkt wirkt.
12:16
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Der Bürgenstock-Gipfel endet mit einer Abschlusserklärung
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