Die SVP fordert, dass Corona-Tests der Bevölkerung weiterhin gratis zur Verfügung stehen sollen. Erstaunlich, weil gerade ihr Bundesrat, Guy Parmelin, eine Kostenpflicht ins Spiel gebracht hatte. Weshalb dieser Widerspruch? Die Ausgangslage habe sich verändert, sagt Nationalrat Marcel Dettling (SVP/SZ).
SRF News: Im März haben Sie sich noch als «Testmuffel» entpuppt. Nun kämpfen Sie für Gratis-Tests. Eine wundersame Wandlung?
Marcel Dettling: Wir haben jetzt eine andere Ausgangslage als im März. Der Bundesrat hat die Zertifikatspflicht ausgedehnt. Heute ist man entweder geimpft, genesen oder getestet, sonst hat zum Beispiel ein Handwerker keine Chance mehr, sein Znüni an der Wärme zu nehmen. Nun kommen wir bald in die kälteren Jahreszeiten. Das ist ein Riesenproblem, wenn man eine gewisse Gruppierung vom Leben ausschliesst. Eine Möglichkeit für diese Situation ist das Testen.
Man hat die roten Linien überschritten.
Ausgerechnet ihr Bundesrat, Bundespräsident Parmelin, war es gewesen, der laut über die Streichung der Gratis-Tests nachgedacht hat. Eine etwas widersprüchliche Haltung der SVP.
Die Ausgangslage hat sich ja verändert. Man hat Anfang August darüber gesprochen, dass man in die Normalisierungsphase übergehe. Nun aber hat man massiv verschärft. Man hat die roten Linien überschritten.
Auch für den Bundespräsidenten ist der Weg aus der Pandemie die Impfung. Sollte man tatsächlich Anreize schaffen, sich nicht impfen zu lassen?
Es ist kein Anreiz, wenn man den mühsamen Weg der Testerei auf sich nehmen muss, wenn man aus persönlichen Gründen diese Impfung nicht machen will oder kann. Zu dieser Gruppierung im Land müssen wir ebenfalls schauen. Es sind mehrere hunderttausend Leute, die davon betroffen sind.
Ist die SVP eine Art «Anti-Impf-Partei»?
Nein. An den Demonstrationen sind die unterschiedlichsten Menschen mit dabei. Dies kann man nicht einzelnen Parteien spezifisch zuschreiben.
Wenn man an der Grenze von Anfang an etwas strenger gewesen wäre, wäre es wahrscheinlich zu keiner Überlastung gekommen.
Sie haben sich gegen die Ausweitung der Zertifikatspflicht gewehrt und wollten schärfere Kontrollen an den Grenzen. Nun hat der Bundesrat die Zertifikatspflicht verschärft und möchte Grenzkontrollen ausweiten. Ungeimpfte sollen sich bei der Einreise testen lassen. Sind Sie immer noch dafür?
Es ist ein Schritt in die richtige Richtung. Das hat man bis jetzt sträflich vernachlässigt, diesen Bereich Reiseverkehr und wie die Leute ins Land kommen. Die Leute aus dem Balkan haben die Krankheit oft in das Land hineingebracht. Auf den Intensivstationen, das wissen wir mittlerweile, liegt ein grosser Teil von Leuten aus dem Balkan. Wenn man an der Grenze von Anfang an etwas strenger gewesen wäre, wäre es wahrscheinlich nicht zu einer Überlastung gekommen.
Die Massnahme an der Grenze wird auch viele Sympathisanten Ihrer Partei betreffen, wenn diese nach den Herbstferien als Ungeimpfte einen Test machen müssen. Unterstützen Sie das trotzdem?
Wenn wir auf diese Art und Weise die Überbelastung der Spitäler in der Schweiz herunterfahren können, ist dies eine wirksame Massnahme.
Das Gespräch führte Gion-Duri Vincenz.