Vor der Pandemie mussten Heroinsüchtige, die am nationalen Heroinabgabeprogramm teilnehmen, in der Regel zweimal täglich ein Zentrum aufsuchen, um ihren Tagesbedarf an Heroin zu bekommen.
Für manche Personen war der Weg zu einem der 25 Zentren in der Schweiz beschwerlich. Daher wurde die Regel während der Pandemie angepasst, sodass süchtige Menschen nicht so häufig reisen mussten und die Abgabenzentren ihre Schutzkonzepte besser einhalten konnten.
Abgabe durch verschiedene Einrichtungen
Patientinnen und Patienten, die als sozial und gesundheitlich stabil galten, konnten während der Corona-Pandemie bis zu sieben Tagesdosen Heroin in Form von Tabletten mit nach Hause nehmen.
Zudem durften auch Altersheime, Spitäler oder Gefängnisse die Droge verabreichen. Das war besonders ein Vorteil für ältere und betreuungsbedürftige Abhängige.
Positive Bilanz nach der Pandemie
Zwei Jahre nach der Pandemie liess der Bundesrat die Regeln evaluieren und kam zu dem Schluss, dass diese rundum positiv seien. Sie bedeuteten mehr Freiheit für die Betroffenen und eine verstärkte Arbeitsintegration. Zudem sei es kaum zu Missbrauchsfällen gekommen.
Der Bundesrat schlägt daher nun vor, die Betäubungsmittelsuchtverordnung zu überarbeiten und die neuen Regeln darin aufzunehmen. Auch die Personen, welche Heroinabgabeprogramme nutzen, zeigten sich zufrieden mit dem neuen System.
Bei einer Umfrage hätte sich gezeigt, dass 99 Prozent eine massgebliche Verbesserung der Lebensqualität festgestellt hätten, erklärt Thilo Beck, Chefarzt für Psychiatrie bei der Paracelsus Recovery.
Keine Zwischenfälle oder Überdosierung
«Die Süchtigen gaben an, dass sie mehr Zeit gehabt haben, für sich selber zu schauen, für ihre Familie da zu sein und dass sie auch berufliche Tätigkeiten viel besser vereinbaren konnten», so Beck.
Auch in der Praxis sei es durch die neue Regelung zu keinen Zwischenfällen oder Überdosierung gekommen, erklärt Beck weiter. Gleiche Erfahrungen machte auch Rita Aschwanden von der «Heroin gestützten Behandlung» Thun.
Es gebe lediglich das Risiko, dass das Heroin auf der Strasse verkauft würde. Jedoch seien sich die Ärztinnen und Ärzte dessen bewusst und würden nur zuverlässigen, bekannten Personen mehrere Abgaben auf einmal mitgeben.