Es ist ein weit verbreiteter Irrtum: Kochsalz heisst nicht Kochsalz, weil man es zum Kochen braucht. Kochsalz heisst so, weil es durch einen Siedeprozess gewonnen wird. Sechs Dampfprozessoren in Schweizerhalle (BL) verdampfen Sole. Eine Tonne Salz pro Minute wird so produziert.
Das Verfahren frisst aber auch riesige Mengen Energie: 90 Gigawattstunden verbrauchen die Schweizer Salinen. Je nach Rechnung entspricht das in etwa dem Energieverbrauch von 25'000 Haushalten. Kein Wunder, dass sich Geschäftsführer Urs Hofmeier Sorgen macht mit Blick auf den Winter. «Es ist eine grosse Herausforderung.»
Die Schweizer Salinen gehören zu den sogenannten «Grossverbrauchern», ähnlich wie die Stahlindustrie, Glashersteller oder Chemiefirmen. Stahlwerke zum Beispiel verbrauchen so viel Energie, dass sie vor dem Start ihrer Öfen jeweils die Netzbetreiberin Swissgrid informieren müssen, um das Stromnetz nicht aus dem Lot zu bringen.
Strom abschalten als Ultima Ratio
Diese Firmen wären von möglichen Strom-Abschaltungen im Winter besonders betroffen. «Wir sind im Gespräch mit Behörden und Energieversorgern», sagt Urs Hofmeier von den Schweizer Salinen. «Allerdings scheint noch vieles nicht ganz klar zu sein.»
Was passiert, wenn der Strom wirklich knapp wird? Geplant ist ein mehrstufiges Vorgehen der Behörden, wie auf der Website der Organisation für Stromversorgung in Ausserordentlichen Lagen zu lesen ist: In einem ersten Schritt würde man Firmen und Bevölkerung dazu auffordern, freiwillig Strom zu sparen.
Man könnte nicht lebenswichtige Institutionen wie Hallenbäder oder Saunas schliessen oder auch Rolltreppen in Bahnhöfen und Geschäften abstellen. Erst als letzte Massnahme wären dann auch temporäre Netzabschaltungen denkbar – Stromunterbrüche von jeweils 4 oder 8 Stunden.
Für diesen Fall sind die Schweizer Salinen zumindest teilweise vorbereitet. 650'000 Tonnen Salz produziert die Firma jährlich. Nur ein Zehntel davon wird als Speisesalz verwendet. Einen viel grösseren Teil geht in die chemische Industrie oder landet als Streusalz auf winterlichen Strassen. Der Nachschub für die Strassenunterhaltsdienste ist gesichert.
Die Schweizer Salinen haben ein Salzlager mit einer Kapazität von 400'000 Tonnen gebaut. «Wir könnten die Produktionsanlagen, die sehr viel Strom brauchen, also eine gewisse Zeit lang ausschalten», erklärt Urs Hofmeier. Allerdings: «Es müsste sichergestellt werden, dass wir weiterhin Salz ausliefern könnten.» Förderbänder und Computersysteme müssten also weiterhin laufen dürfen. Ob das geht, ist bisher unklar.
Förderbänder und Computer müssen immer laufen können.
So oder so: Die Schweizer Salinen produzieren aktuell auf Hochtouren, quasi auf Vorrat. Damit auch im kommenden Winter die Pommes Frites und die vereisten Strassen gesalzen werden können – trotz allfälliger Stromknappheit.