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Notstromaggregate von Firmen gegen Strom-Mangellage
Aus Tagesschau vom 04.09.2022.
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Drohender Energiemangel Nur wenige Firmen würden ihr Notstromaggregat dem Bund überlassen

Der Bund möchte die Kontrolle über Notstromerzeuger von Firmen. Doch das dürfte schwierig werden, denn die Wirtschaft will eine andere Lösung.

1450 Grad heiss ist der Ofen des Zementwerks von Jura Zement im Aargau. In dem Ofen wird Zementklinker gebrannt, der dann zu Zement weiterverarbeitet wird. Das Werk läuft rund um die Uhr und verbraucht viel Strom.

Für die ganze Zementbranche ist deshalb klar: Sie kann und will die Kontrolle über ihre Notstromaggregate nicht dem Bund abgeben.

Gezeigt wird das Zementwerk aus der Entfernung von etwa 100 Metern. Rund herum ist viel Grünes und eine Brückenstrasse.
Legende: Jura-Cement-Fabriken-AG ist der zweitgrösste Zementhersteller der Schweiz – hinter Holcim. Neben dem Standort Wildegg (AG) produziert Jura Zement noch im Neuenburgischen Cornaux. SRF

«Wenn ein Stromunterbruch eintritt, haben wir ein grosses Problem mit den Zementwerken», erklärt Stefan Vannoni, Direktor des Branchenverbands Cemsuisse gegenüber SRF. «Ein Herunterfahren des Ofens dauert drei Tage, das müssen wir kontrolliert machen, sonst entstehen Schäden in zweistelliger Millionenhöhe.» Sprich: Der Ofen geht kaputt.

Die Notstromaggregate von Jura Zement haben eine Leistung von total 1 Megawatt. Das Ziel des Bundes wäre, insgesamt 300 Anlagen in dieser Grössenordnung in sein Netz integrieren zu können. Ihre Leistung würde etwa 75 Prozent der Leistung entsprechen, die das AKW Mühleberg früher lieferte.

So will der Bund die Versorgungssicherheit stärken

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Damit der Bund die Notstromanlagen nutzen könnte, müssten die Firmen die Kontrolle darüber dem Bund überlassen. Dieser Plan ist ein Pfeiler der Strategie des Bundes, wie er die Versorgungssicherheit für den nächsten Winter stärken will. Zu dieser Strategie gehört auch der Plan, Reservekraftwerke zu betreiben. Am Freitag hat der Bund nun einen ersten Vertrag unterzeichnet, mit dem mobile Gasturbinen beschafft werden. Diese sollen auf dem Firmengelände von GE Gas Power aufgebaut werden. Neben Gas sollen die Turbinen auch mit Öl oder Wasserstoff betrieben werden können.

Energiepolitikerinnen appellieren an die Firmen und drängen auf diese Lösung. Zum Beispiel Mitte-Nationalrätin Priska Wismer-Felder: «Ich erwarte von den Firmen, dass sie Offenheit zeigen und ihre Kapazitäten zur Verfügung stellen.»

Trotz der Appelle von Bund und Politik ist man auch in der Maschinen- und Metallindustrie eher skeptisch. Grundsätzlich käme nur etwa eine Handvoll Firmen infrage, erklärt Vizedirektor des Branchenverbands Swissmen Jean-Philippe Kohl. Zudem würden diese Firmen die Kontrolle über ihre Notstromaggregate lieber behalten.

Firmen sollen ihre Notstromaggregate selber auf tiefem Niveau laufen lassen und den Strom selber nutzen.
Autor: Jean-Philippe Kohl Vizedirektor des Branchenverbands Swissmem

Er schlägt deshalb eine andere, neue Lösung vor: «Die einfachste Lösung ist, dass Firmen ihre Notstromaggregate selber auf tiefem Niveau laufen lassen und den Strom selber nutzen.» So bräuchten sie weniger Strom aus dem Netz und könnten das Netz so entlasten, das könnte gerade in kritischen Situationen helfen, so Kohl weiter.

Forderungen stossen auf politischen Widerstand

Der Vorschlag hat aber einen Haken: Sollen Notstromaggregate länger laufen, nicht nur in Notfällen, bräuchte es gesetzliche Ausnahmen. Aktuell dürfen Notstromanlagen maximal während 50 Stunden pro Jahr betrieben werden. Die Wirtschaft fordert deshalb Ausnahmen vom Bund.

Doch diese Forderungen stossen auf politischen Widerstand. «Ich finde das keine gute Lösung», sagt etwa SP-Nationalrätin und Mitglied der Umwelt- und Energiekommission Martina Munz. «Die Notstromanlagen sollte man nur in einer Mangellage einsetzen und nicht länger auf tiefem Niveau laufen lassen.»

Ob und wie andere Notstromaggregate auch einbezogen werden, wird derzeit noch geprüft.
Autor: Marianne Zünd Bundesamt für Energie

Beim Bund hat man die Forderungen der Wirtschaft zur Kenntnis genommen. Im Moment sind nur Ausnahmen geplant für Anlagen, die der Kontrolle des Bundes überlassen werden. «Derzeit ist vorgesehen, dass nur Notstromaggregate im System des Bundes länger als 50 Stunden laufen dürfen», schreibt Marianne Zünd vom Bundesamt für Energie. Und weiter: «Ob und wie andere Notstromanlagen auch einbezogen werden, wird derzeit noch geprüft.»

Es wird also deutlich: Aktuell sprechen Bund und Wirtschaft nicht die gleiche Sprache, es werden unterschiedliche Lösungen präsentiert. Für eine gemeinsame Lösung braucht es wohl weitere Gespräche.

Tagesschau, 04.09.2022, 13 Uhr

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