Phase Rot. Seit Sonntag ist das Bündner Bergdorf Brienz/Brinzauls evakuiert und darf nicht betreten werden. Wie lange die Phase anhält, ist unklar. Christian Gartmann, Mediensprecher des zuständigen Krisenstabs, sagte zuletzt in einem SRF-Interview: «Die Hoffnung besteht, dass sich die Berglage stabilisiert, aber das kann Monate dauern.»
Am Mittwochabend lud die Gemeinde Albula/Alvra zu einer abermaligen Informationsveranstaltung für die Bevölkerung ein. Thema da: mögliche Umsiedlungsszenarien für die Bewohnerinnen und Bewohner von Brienz. Was, wenn die Bevölkerung in fernerer Zukunft nicht mehr in ihrem Dorf wohnen kann?
Zwei Standorte ausgearbeitet
Dafür überarbeitete die Gemeinde ihr Umsiedlungskonzept. Der Plan: Die Ortsplanung zu Teilen zu revidieren. Es sollen zwei Spezialzonen entstehen, um dort Doppel- und Mehrfamilienhäuser bauen zu können. Zonen, die explizit der Umsiedlung von Brienzerinnen und Brienzer vorbehalten sind. Dies gilt für Ein- und Zweitheimische.
In Alvaneu Dorf soll es beim Altersheim Platz für rund 70 Menschen geben, in Tiefencastel beim Schulhaus soll Wohnraum für etwa 100 Menschen entstehen. Beide Standorte sind innerhalb der Gemeinde Albula/Alvra.
Bevölkerung will nicht ins Tal
Ein weiterer möglicher Standort für eine Spezialzone in Vazerol West war bis vor drei Monaten selbst durch einen Bergsturz gefährdet. Dort ist die Planung noch nicht so weit fortgeschritten. Es fehle dort an Bauland, so die Gemeinde.
Die Brienzer Bevölkerung würde indes lieber nach Vazerol als an die beiden anderen präsentierten Orte. Vazerol liegt westlich und wie Brienz am Hang und nicht im Tal. 70 Prozent der Betroffenen würden lieber dahin umgesiedelt werden. Dies ergab eine Umfrage von 2020.
Ein betroffener Brienzer nannte dieses Hin und Her am Mittwochabend bei der Präsentation des Umsiedlungskonzepts einen «Boykott». Die Gemeinde habe an den Wünschen der Betroffenen vorbei geplant.
Der Gemeindepräsident von Albula, Daniel Albertin, zeigte denn auch Verständnis dafür, dass die Brienzerinnen und Brienzer nicht ins schattige Tal nach Tiefencastel umgesiedelt werden wollen.
Kostenfrage nicht vollends geklärt
Auch die Kosten einer möglichen Umsiedlung waren am Infoanlass ein Thema. Unbewohnbare Gebäude werden von der Gebäudeversicherung gedeckt, verlorenes Land allerdings nicht. Auch Umsiedlungen sollen finanziell unterstützt werden. Eine fertige Lösung liege hierfür allerdings noch nicht vor, so die Behörden.
Die Teilrevision der Ortsplanung liegt ab Freitag öffentlich auf. Das Mitwirkungsverfahren für Einsprachen und Vorschläge läuft bis am 23. Dezember.