Im Bündner Bergdorf Brienz ist am Sonntag um 13 Uhr die Frist zur Evakuierung abgelaufen. Bis dahin hatten die Bewohnerinnen und Bewohner Zeit, ihre Häuser und Wohnungen zu räumen. Ab jetzt gilt die Phase Rot – das heisst, niemand darf das Dorf mehr betreten. Und zwar so lange, bis die Gefahr einer grossen Gesteinslawine gebannt ist.
Brienz gleicht nun einem Geisterdorf. Die Häuser sind verlassen....
... die Strassen im und um das Dorf leer.
Die Evakuierung sei nach Plan und ohne Probleme verlaufen, sagte Christian Gartmann, Mitglied des Krisenstabs der Gemeinde Albula gegenüber SRF. «Wir waren sehr gut vorbereitet, weil wir das Ganze leider ja schon einmal machen mussten. Auch für die Bewohnerinnen und Bewohner von Brienz ist es ein Déjà-vu – entsprechend waren diesmal alle besser vorbereitet als beim ersten Mal.»
Einige Menschen hätten Hilfe benötigt bei der Suche nach Wohnraum, berichtete Gartmann. «Wir haben aber für alle eine Lösung gefunden.» Zwei Landwirtschaftsbetriebe mitsamt den Tieren habe man bereits am Samstag evakuieren können, den historisch wertvollen Altar in der Kirche schon am Freitag.
Zivilschützer haben die Gefahrenzone rund um Brienz abgesperrt. Betreten streng verboten!
Verantwortliche von Militär und Zivilschutz, Polizei und Feuerwehr sind das gesamte Dorf noch einmal abgelaufen, um zu prüfen, ob niemand zurückgeblieben ist.
Schilder rund um Brienz weisen auf den drohenden Steinschlag hin.
Wer sich nicht daran hält und das Sperrgebiet dennoch betritt, kann mit einer Busse von bis zu 5000 Franken bestraft werden.
Um das Betretungsverbot durchzusetzen und die Sicherheit im Dorf zu gewährleisten, werde das Dorf zudem rund um die Uhr elektronisch überwacht, betonte Pascal Porchet, Leiter Krisenstab Kanton Graubünden.
Bereits vor eineinhalb Jahren wurde Brienz evakuiert. Wenige Wochen nach der Evakuierung ging ein Schuttstrom nieder, der das Bündner Dorf nur knapp nicht erreichte.
Entsprechend spektakulär ist der Blick vom Brienzer Kirchturm aus auf den Schutthang.
Daniel Albertin, Gemeindepräsident von Albula/Alvra, erlebt die derzeitige Situation nach der Räumung des Dorfes als angespannt, wie er gegenüber SRF sagte. Es sei ein spezielles Gefühl. «Die Stimmungslage war diesmal angespannter und viel gehässiger. Bei der ersten Evakuierung vor anderthalb Jahren war mehr Verständnis da als heute.» Das habe auch damit zu tun, dass die Menschen diesmal nicht wüssten, wann sie wieder in ihre Häuser zurückkehren können.
Denn ob und wann der Hang oberhalb von Brienz diesmal abrutschen wird, ist nicht vorauszusagen. Deshalb wird der Berg stets überwacht.
Die Behörden rechnen damit, dass es bis zum Frühling dauern könnte, bis die Bevölkerung wieder ins Dorf zurückkehren kann.