Es war ein Telefonat im Frühjahr 1994, das René Bapst stutzig werden liess. «Der Brunnenmeister rief an und informierte mich, dass die Wasserleitung der Feriensiedlung Falli-Hölli zerrissen sei, weil der Hang rutsche.»
René Bapst war damals Gemeindepräsident von Plasselb und Falli-Hölli, ein Weiler der Gemeinde mit ein paar Dutzend Ferienhäusern und einem Hotel. Ein paar Wochen später kam das zweite Telefonat.
«Eine Ferienhausbesitzerin rief mich Anfang Mai an. Der Küchentisch sei auf einmal schief», erinnert sich René Bapst. Der Berg oberhalb von Falli-Hölli ist ins Rutschen gekommen, ein ganzer Hang schob sich damals langsam talabwärts.
Weil der Hang immer schneller rutschte – teilweise mehrere Meter am Tag –, musste Falli-Hölli bereits im Juni zur Sperrzone erklärt und die Siedlung der Naturgewalt überlassen werden. Für die Chaletbesitzerinnen und -besitzer ein Schock.
«Die Kommunikation war mühsam», so der damalige Gemeindepräsident René Bapst. «Die Leute waren enttäuscht, das ist begreiflich. Viele haben gefragt, warum wir eine Rutschung nicht schon früher vorausgeahnt haben.»
Der Felssturz im Galterntal
Auch Nicolas Bürgisser hat Erfahrungen mit Naturgefahren. Als sich im Hebst und Winter 2015 ein Fels im Freiburger Galterntal in Bewegung setzte, war er als Oberamtmann verantwortlich für den Bevölkerungsschutz im Sensebezirk.
Im Galterntal stand damals ein Wohnhaus, das Zuhause einer Familie. «Geologen haben das Gebiet überwacht. Als sich der Fels immer mehr bewegte, waren sie sicher, der Fels kommt», so Nicolas Bürgisser. «Nur wann, das konnte niemand sagen.»
Evakuierst du sofort, heisst es, man reagiere über. Evakuierst du nicht, und der Fels kommt, gibt es erst recht Vorwürfe.
Wie lange durfte die Familie in ihrem Haus bleiben? Das sei eine schwierige Entscheidung gewesen, erinnert sich Nicolas Bürgisser. «Evakuierst du sofort und es passiert nichts, dann heisst es, man reagiere über. Evakuierst du nicht, und der Fels kommt, gibt es erst recht Vorwürfe.»
2000 Kubikmeter Fels
Im Frühling 2016 ging alles plötzlich ganz schnell. Der Fels bewegte sich immer zügiger, die Familie musste ihr Haus verlassen. «Die Familie reagierte vernünftig. Zum Glück», sagt Nicolas Bürgisser. «Nur sechs Tage später kam der Fels.»
2000 Kubikmeter Fels begruben das Haus unter sich. «Es war eine Erleichterung, als der Fels endlich unten war», so Nicolas Bürgisser. Vom Haus ist sieben Jahre später nichts mehr zu sehen, es liegt immer noch unter den Felsmassen. Es ist nicht das einzige.
Auch von der Ferienhaussiedlung Falli-Hölli in Plasselb gibt es heute kaum noch sichtbare Spuren. Wo einst Chalets und ein Hotel standen, ist nun die Natur zurückgekehrt.