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Drohender Felssturz in Brienz Umsiedlungspläne für Bündner Bergdorf Brienz werden konkreter

  • Bund und Kanton Graubünden übernehmen bei einer Umsiedlung von Brienz 90 Prozent der Kosten. Das teilt die Gemeinde Albula mit.
  • Auch sollen zeitnah Grundstücke für Neubauten in anderen Dörfern der Gemeinde zur Verfügung stehen. Dazu soll es schon bald eine Volksabstimmung geben.

Es sind gute Nachrichten für die krisenerprobte Bevölkerung von Brienz/Brinzauls, dem Bündner Bergdorf, das durch den Brienzer Rutsch und einen Bergsturz bedroht ist: Die öffentliche Hand will in jedem Fall einen Grossteil der Umsiedlungskosten übernehmen. Das teilte die Gemeinde Albula/Alvra mit. 90 Prozent Kostenübernahme stellte die Bündner Kantonsregierung bei einem Infoanlass für die Bevölkerung am Dienstag in Aussicht.

Schuttstrom und Dorf
Legende: Wie ein Damoklesschwert schwebt ein drohender Bergsturz über dem Dorf Brienz. Keystone/Gian Ehrenzeller

Das heisst: Brienzerinnen und Brienzer können an einem anderen Ort ein Haus bauen und ein Grossteil der Kosten würde übernommen. Einerseits, wenn das Dorf aus Sicherheitsgründen geräumt werden muss, anderseits auch, wenn kein Nutzungsverbot gilt – also wenn die Bewohnenden von sich aus gehen wollen.

Die Betroffenen leiden unter dieser zweiten Evakuierung mehr als unter der ersten.
Autor: Christian Gartmann Kommunikationsverantwortlicher Brienzer Rutsch

«Auch diese Umsiedlung würde von Kanton und Bund subventioniert», sagt Christian Gartmann, Kommunikationsverantwortlicher für Brienz bei der Gemeinde Albula, zur neuen Ausgangslage, dass auch Geld erhält, wer freiwillig geht. «Das ist eine sehr wichtige Türe, die aufgegangen ist für Leute, die diese Unsicherheit im Dorf nicht mehr aushalten wollen und können.»

Am Dienstag informierten die Behörden die Bevölkerung über die neusten Entwicklungen in Sachen Umsiedlung. Dort habe man gespürt, dass der Plan B, die Umsiedlung, langsam aber sicher mehr Anklang findet: «Die Umsiedlung ist vom Plan B zu einer valablen Alternative geworden. Die Betroffenen leiden unter dieser zweiten Evakuierung mehr als unter der ersten», sagt Christian Gartmann.

Brienz/Brinzauls: zum zweiten Mal vollständig evakuiert

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Grosser Schuttstrom und Dorf
Legende: Im Juni 2023 stoppte der Schuttstrom aus Felsmassen wenige Meter vom Dorf entfernt. Keystone/Gian Ehrenzeller

Bis zum 17. November dieses Jahres mussten die 91 Bewohnerinnen und Bewohner von Brienz ihre Heimat erneut verlassen. Ein riesiger Schutt- und Steinstrom droht das Bündner Bergdorf mitzureissen. Es gilt die Phase Rot: Niemand darf das Dorf mehr betreten.

Es war nicht das erste Mal, dass die Brienzerinnen und Brienzer evakuiert wurden. Schon vor eineinhalb Jahren galt diese Phase, am 12. Mai 2023. Wenige Wochen später kam es zum Ereignis: In der Nacht vom 15. auf den 16. Juni 2023 gingen 1.2 Millionen Kubikmeter Fels als gewaltiger Schuttstrom nieder – und verfehlte das Dorf knapp.

Die Bevölkerung soll auswählen können, wohin sie will, sollte sie Brienz irgendwann für immer verlassen wollen oder müssen. Dafür müssen die Bewohnenden nicht innerhalb der Gemeinde Albula bleiben.

Volksabstimmung schon im Mai?

Innerhalb der Gemeinde sind drei Gebiete ausgearbeitet worden, die für eine Umsiedlung infrage kommen: ein Stück Land in Tiefencastel, eines in Alvaneu Dorf und eines in Vazerol West. Das Gebiet in Vazerol, einem Nachbardorf von Brienz, ist gemäss Gemeinde der Wunschort von 70 Prozent der Evakuierten.

Bergdorf
Legende: Eine Möglichkeit für Brienzerinnen und Brienzer ist es, nach Vazerol umzuziehen. Das Dorf liegt gleich neben Brienz. Keystone/Ennio Leanza

Dort soll Platz sein für grössere Neuansiedlungen. Schon im kommenden Mai könnte es dazu zu einer Volksabstimmung kommen. Dabei geht es um entsprechende Um- und Einzonungen.

Regionaljournal Graubünden, 13.12.2024, 17:30 Uhr ; 

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