Die Schweiz finanziert im Rahmen des Pariser Klimaabkommens Elektrobusse in Bangkok. Damit werden in Thailand Abgase reduziert, die Schweiz wiederum erhält CO₂-Zertifikate. Es handelt sich um das weltweit erste solche Kompensationsprojekt.
Laut dem «Beobachter» ist es dort immer wieder zu arbeitsrechtlichen Problemen gekommen. Dem thailändischen Unternehmen, das die Busse herstellt, wird vorgeworfen, gegen Gewerkschaftsrechte zu verstossen.
Gewerkschaftsführung entlassen
Eine Autostunde ausserhalb Bangkoks treffen wir Su. Er erzählt uns, wie viel Hoffnung er in die neue Gewerkschaft gesetzt hatte, die er vergangenes Jahr mit anderen Angestellten gegründet hat. Su heisst in Wirklichkeit anders, er möchte anonym bleiben. Er wollte sich zum Vorsitzenden der Gewerkschaft wählen lassen. Am Tag der Versammlung folgte der Schock.
Er sei ins Büro des Vorgesetzten zitiert worden, erzählt er. Dort habe man ihm gesagt, dass das Arbeitsverhältnis beendet sei und er die Firma nicht mehr betreten dürfe.
Der Vorwurf, er sei zu oft krank gewesen, sagt Su, sei ein Vorwand. Das Unternehmen «Absolute Assembly» habe ihn loswerden wollen. Wenig später sei ein zweites Gründungsmitglied der neuen Gewerkschaft entlassen worden.
David Welsh der US-amerikanischen internationalen Arbeitnehmerorganisation «Solidarity Center» zeigt sich enttäuscht. «Anstatt ernsthafte Verhandlungen zu begrüssen, wurde die Gewerkschaftsführung entlassen.» Den Angestellten seien Vorteile versprochen worden, wenn sie der Gewerkschaft nicht beitreten würden.
Ähnlich sieht das Larey Yoopensuk von der Gewerkschaftsvereinigung «TEAM». Das Vorgehen des Unternehmens habe sich negativ auf das Wachstum der neuen Gewerkschaft ausgewirkt. Derzeit sei deren Verhandlungsmacht sehr gering, weil sie zu wenig Mitglieder habe. Nur noch etwa 10 Prozent der ursprünglichen Mitglieder seien in der Gewerkschaft verblieben.
Arbeitgeber wehrt sich gegen Vorwürfe
Der Mutterkonzern von «Absolute Assembly», «Energy Absolute» schreibt zu den Vorwürfen, das Unternehmen habe die Gesetze und Vorschriften des Königreichs Thailand eingehalten, die Rechte der Mitarbeiter auf Mitgliedschaft in der Gewerkschaft seien gewahrt. Beide Seiten hätten eine vorteilhafte und zufriedenstellende Lösung gefunden.
Dem widerspricht Georg Leutert von der internationalen Gewerkschaftsvereinigung «IndustriALL». Es sei leider nichts in Ordnung, sagt Leutert. «IndustriALL» ist beim Bund bereits im vergangenen Jahr vorstellig geworden, mit der Bitte beim thailändischen Arbeitgeber zu intervenieren. Das Unternehmen reagiere nur auf internationalen Druck, sagt er.
«Investoren schauen oft nicht genau hin»
Man mache leider die Erfahrung, so Leutert, dass die internationalen Investoren im Bereich der Arbeitnehmer- und Gewerkschaftsrechte sehr oft nicht so genau hinschauten.
Im Rahmen des Pariser Klimaabkommens seien diese ausländischen Partner aber verantwortlich dafür, dass die Arbeitsnormen eingehalten würden.